Josef Berghold (Sozialpsychologe), Erich Ober (BMLFUW), Wolfgang Sorgo (Forum Umweltbildung) im Gespräch mit Hans Holzinger über das Jahrbuch
Josef Berghold (Sozialpsychologe), Erich Ober (BMLFUW), Wolfgang Sorgo (Forum Umweltbildung) im Gespräch mit Hans Holzinger über das Jahrbuch „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2014“.
Lassen sich die Gefahren des Klimawandels mit seinen dramatischen Auswirkungen für Natur und Menschheit durch konsequentes Umsteuern in Richtung Nachhaltigkeit noch verhindern? Oder ist es dafür zu spät, weshalb dann Maßnahmen zur Anpassung an den Wandel und die Verstärkung  der Widerstandsfähigkeit  (Resilienz) im Vordergrund stehen müssten? Diese Fragen standen am  17. November  im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Reihe „ JBZ-Zukunftsbuch“, in der das neue Jahrbuch „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2014: Krisen- und Transformationsszenarios“ vorgestellt wurde.
Der Redakteur der vom Forum Umweltbildung zum zweiten Mal herausgegebenen Publikation, Wolfgang Sorgo, verwies auf ein pessimistisch getöntes Interview mit  Dennis Meadows, dem Mitautor der Club of Rome-Studie „Die Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahr 1972. „Ich war sehr überrascht, wie sehr sich Meadows zu einem Kritiker der Nachhaltigen Entwicklung gewandelt hatte“, sagte Sorgo nach einem Gespräch mit dem Zukunftsexperten anlässlich der Eröffnung der „Future Lectures“ an der WU Wien.  An den entscheidenden Stellschrauben für ein ökologisches Gleichgewicht könne das langfristige Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung nichts mehr ausrichten, war Meadows Botschaft. Stattdessen sei jetzt die aktive Vorbereitung auf heraufziehende globale Krisen angesagt, etwa durch die Herstellung von Ernährungs-Autonomie.
Verdrängungsmechanismen
 P1030802Der Sozialpsychologie Josef Berghold aus Innsbruck, der bis vor kurzem an der Universität Klagenfurt lehrte, verdeutlichte die psychischen Abwehrmechanismen, mit denen viele Menschen und vor allem Entscheidungsträger/innen die ökologische Krise verdrängten.  Das Arsenal der Realitätsverweigerung reiche vom Schönreden („wird nicht so schlimm werden“) über Passivhaltung und Untätigkeit („Ich kann sowieso nichts tun“) bis hin zur Beschuldigung anderer, die als erste mit mehr Umweltschutz beginnen sollten.  Kritisch äußerte sich Berghold auch zu Entwicklungen seines eigenen Fachs. Die  „positive Psychologie“ etwa wolle die Menschen konditionieren, trotz realer Verschlechterungen in erster Linie das „Glück im Unglück“ wahrzunehmen.
Als Vertreter des Österreichischen Lebensministeriums stellte Erich Ober die Rahmenbedingungen der Politik der Nachhaltigen Entwicklung dar, wie sie von der Europäischen Union vorgegeben werden.  Eine Überprüfung der ursprünglich progressiven  EU-Nachhaltigkeitsstrategie,  die im Zuge anderer Maßnahmen des 2020-Prozesses erfolgen sollte, sei leider abgesagt worden, bedauerte Ober: „Das ist eine unerfreuliche Situation“.  Dagegen halte Österreich weiter an seiner Initiative „Wachstum im Wandel“, die wesentlich Aspekte nachhaltiger Entwicklung thematisiert,  fest.
Hier die Veranstaltung zum Nachhören.
Das Jahrbuch „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2014“ ist zum Sonderpreis von € 7,- in der JBZ sowie beim Forum Umweltbildung erhältlich. Und hier geht’s zur Rezension der Publikation in Pro Zukunft.
(Text und Fotos: Manfred Ronzheimer)