Die 47. Ausgabe der JBZ-Veranstaltungsreihe „Projekte des Wandels“ am 22. Juli 2020 beschäftigte sich mit dem Thema „Urban Farming“. Dazu luden wir drei Vertreter einschlägiger Start-Ups in den Online-Raum der JBZ, um ihre Initiativen zu präsentieren. Mehr im folgenden Bericht sowie im Videomitschnitt auf JBZ TV.

Ronny Regensburger betreibt mit seinem Bruder Robin Regensburger „Urban Roots“, eine Indoor-Zucht und eine Outdoor-Farm auf kleinstem Raum in der Stadt Salzburg. Dort werden Microgreens – also essbare Keimpflanzen – und Gartengemüse in Handarbeit angebaut und die Gastronomie sowie eine Reihe von Privatpersonen beliefert. Urban Roots setzt dabei auf schnell wachsendes Gemüse – und trotz der kleinen Fläche, die zur Verfügung steht, ist die Farm profitabel.

Michael Berlin, Bio-Landwirt im Marchfeld, hat sich mit mehreren gleichgesinnten Landwirten zusammengeschlossen und das Wiener Start-Up „bluen“ gegründet. bluen setzt auf ein Aquaponic-System, welches Fisch- mit Gemüsezucht vereint: Die Abwässer aus den Fischbecken, in denen afrikanischer Wels gezüchtet wird, werden für die Pflanzenzucht verwendet; ein Kreislauf, wo nur in geringen Ausmaß Nährstoffe hinzugefügt werden brauchen. Auch bluen beliefert Restaurants und hat einen gut gehenden Hofladen.

Eine erfolgreiche Urban Farm findet sich auch in Saalfelden, wie Patrick Müller von „bloom.s“ erzählt. Ausgehend von der Frage, wie man die enormen CO2-Ausstöße beim gekühlten Transport von frischem Gemüse und frischen Micro-Greens eindämmen könnte, wurde bloom.s gegründet, eine Indoor-Farm, welche auf Vertical Farming setzt. Mittlerweile beliefert man zahlreiche Hotels und Restaurants im Pinzgau mit Microgreens, Kräutern und essbaren Blüten. bloom.s entwickelt zudem Kulturrezepte für ähnliche Start-Ups und möchte somit einen Beitrag leisten, andere zum Urban Farming zu ermutigen.

Allen drei Start Ups ist gemein, dass auf Pestizide, Herbizide und Dünger verzichtet wird. Ebenfalls zeichnen sich die Initiativen durch eine hohe Energieeffizienz aus; mit dem Wegfall der energieintensiven Transportwege, die importiertes Gemüse mit sich bringt, wird so nicht nur ein Beitrag zur lokalen Selbstversorgung, sondern auch zum Klimaschutz geleistet.

Die Tatsache, dass Urban Farms auf Grund fehlendem natürlichen Sonnenlicht und Ackerboden nicht biozertifiziert sind, sahen die drei Referenten nicht als problematisch: Die EU-Kriterien für „Bio“ würden durchaus den Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft erlauben, was bei Urban Farming nicht der Fall sei, so etwa Ronny Regensburger von „Urban Roots“, was von Michael Berlin und Patrick Müller bestätigt wurde.

Auch das Thema Förderungen kam zur Sprache. Förderungen für die Gemüsezucht seien auf Grund der geringen Größe der Urban Farms nicht zugänglich – gleichzeitig würden diese auch nicht angestrebt, wie die drei Referenten betonten. Man sehe sich als Unternehmer, die gesund und unabhängig wirtschaften wollen. Folglich brauche man auch keine speziellen politischen Rahmenbedingungen und lehne übermäßige Regulierung in dem Bereich ab, wie Ronny Regensburger unterstrich.

In der Schlussrunde ermutigten die Referenten das Publikum, sich im Bereich Urban Farming zu engagieren. Durchhaltevermögen wurde dabei als wichtiger erachtet als Fachwissen.

Die Veranstaltung wurde aufgenommen und kann im youtube-Channel auf JBZ TV – nachgesehen werden.

Moderation und Bericht: Birgit Bahtic-Kunrath, Videoschnitt: Hans Holzinger