Mehrere Jahre haben die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres für ihr Buch „Die Klimaschmutzlobby“ (prozukunft-Rezension im Link) recherchiert. Am 5. Juli 2021 waren sie in einer Montagsrunde mit Stefan Wally im Rahmen unserer Partnerschaft mit der Klima- und Energiestrategie „Salzburg 2050“ des Landes zu Gast in der JBZ. Ein Gespräch mit den beiden ist auf JBZ TV zu finden. Hier ein Kurzbericht mit zentralen Aussagen der beiden Autorinnen über den Abend.

Der menschengemachte Klimawandel sei nicht erst seit Fridays for Future bekannt, sondern werde seit mehreren Jahrzehnten diskutiert und auch in politischen Papers abgehandelt, so Götze und Joeres einleitend. Zu klären, warum in der Klimapolitik aber dennoch nur ganz wenig weitergegangen ist, sei der Anlass gewesen, das Buch „Die Klimaschutzlobby“ zu schreiben und für dieses zu recherchieren. Wer stellt sich nun dem Klimaschutz entgegen? Drei Gruppen machen die Autorinnen im Buch aus, wie sie auch im Vortrag ausführten: Die Klimawandelleugner, die in den USA sehr stark agieren, aber auch in Europa vertreten sind. Sie betreiben Think Tanks, machen Kongresse und vernetzen sich mit Akteuren in der Politik. Das führt zur zweiten Gruppe, rechtspopulistischen Parteien, die mit dem Relativieren des Klimawandels Stimmen gewinnen wollen. Schließlich gäbe es die Klimaschutzbremser, die zwar den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel nicht leugnen, aber eine wirksame Klimapolitik hintertreiben. Diese dritte Gruppe sei die bedenklichste, weil sie den meisten Einfluss habe, so die beiden. Ihre Akteure seien in der Politik ebenso zu finden wie in den Ministerialbürokratien sowie bei diversen Industrie- und Agrarverbänden.

Im Vortrag zeigten Götze und Joeres die Vernetzungen und zahlreichen Querverbindungen zwischen den einzelnen Gruppen auf. Eine gewichtige Rolle spielten Agrar- und Industrielobbys sowie, was naheliegt, die Konzerne des Fossilsektors. Als eines der Beispiele nannten die beiden die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), ein Think Tank, der von den Arbeitgeberverbänden der Metallindustrie finanziert werde, und sich stark gegen die Energie- und Mobilitätswende stellt. Im Buch werden die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren sowie die Finanzierungsquellen für die einschlägigen Institute sowie deren Aktivitäten dargestellt. Gearbeitet werde dabei auch mit sprachlichen Tricks: So tritt eine Initiative als NIPCC, als „Nongovernmental International Panel of Climate Change“ auf – in Anspielung an das UN-Klimagremium IPCC (International Panel of Climate Change).

Abschließend seien hier einige zentrale von den Autorinnen referierte Argumentationsmuster der Klimabremser bzw. Klimaleugner wiedergegeben. Rechte Gruppen würden vor allem nationalistische („Deutschland wird deindustrialisiert und zum Entwicklungsland“), soziale („Was gut für die Umwelt ist, macht die Leute arm“) sowie verschwörungstheoretische Argumente („Linksgrüner Mainstream siegt“, „Big Green Business“) verwenden. Klimaschutzbremser aus der Industrie hingegen warnen vor zu raschen Veränderungen („Aus Kosten- oder Arbeitsplatzgründen bitte nichts überstürzen“) und vor Alleingängen („Klimaschutz in der Wirtschaft kann nur global gelingen“). Sie setzten zudem auf marktwirtschaftliche („Der Markt wird alles regeln“) und technische Lösungen („Sollte es wirklich so schlimm kommen, dann gibt es längst technische Lösungen.“).

Resümee: Ein informativer, spannender Abend. Und: Es zahlt sich aus, das Buch „Die Klimaschmutzlobby“ zu lesen. Dieses ist im Piper-Verlag erschienen und demnächst auch als Taschenbuch in aktualisierter Form verfügbar.

Bericht: Hans Holzinger, Moderation: Stefan Wally, Technik, Videoschnitt und Titelfoto: Carmen Bayer