Ob Partizipation noch eine Chance hat?

2017 tauschten wir uns wieder mit René Schäfer über seine Zeit in der JBZ aus. Hier ist, was er uns zu sagen hatte:

Was bedeutete für dich der Forschungsaufenthalt in Salzburg?
Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Historie und Zukunft der Zukunftsforschung,  eine Horizonterweiterung (va im Bereich partizipativer Ansätze), sowie ein Beitrag zur Meinungsbildung.

Was bedeutet Robert Jungk heute für dich?
Rückblickend hat das Studium seiner Texte / Lebens einen aktiveren Zukunftsforscher aus mir gemacht. Die Notwendigkeit darauf aufmerksam zu machen, dass die Zukunft für alle offen ist und deswegen partizipativ gestaltet werden kann, war mir zuvor nicht in diesem Ausmaße bewusst.  Das hat zu der Erkenntnis geführt, das ein jeder allein durch seine Zukunftsvorstellungen die Zukunft bereits verändert / verändern kann, er/sie aber oftmals so stark unter dem Eindruck des gegenwärtigen Gewohnten steht, dass vorformulierte Annahmen aus einem unternehmensgetriebenen Umfeld übernommen werden und sich Bilder von vorformulierten Zukünften und angeblichen Utopien deutlich schneller fortpflanzen, als die Erkenntnis, dass man selbst und zusammen etwas verändern kann.

In welche Richtung hast du dich seit dem Stipendium weiterentwickelt und wie sehen deine beruflichen Zukunftspläne aus?

Zukunftsforschung im erweiterten Sinne übe ich mittlerweile praktisch aus, indem ich dabei helfe Startups mit alteingesessenen Unternehmen an einen Tisch zu bringen, um über Zukunftsthemen sowie Chancen und Risiken von technisch-wirtschaftlichen Zukünften zu sprechen. Der Fokus liegt dabei auf Kollaboration und gemeinsamer Teilnahme, um resiliente und robuste Strategien im Branchenökosystem zu entwickeln. Parallel dazu beteilige ich mich bei d2030.de und unterstütze Klaus Burmeister bei dem ein oder anderen Projekt, um die klassische Zukunftsforschung nicht zu vernachlässigen.

Hast du bleibende Kontakte, die sich aus der Zeit in Salzburg ergaben?
Vereinzelt und eher lose.

Was sind für dich die größten Zukunftsherausforderungen, denen sich die Gesellschaft wird stellen müssen?
Der Umgang mit volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Entwicklungen, die immer häufiger miteinander interagieren und ein antizipieren von Zukünften erschweren. Getrieben von Klimawandel, zunehmenden Disparitäten sowie Digital- und Automatisierungstechnologien. Auch die Frage ob neoliberale Monopolbildungen die Zukunft (postdemokratisch und -kapitalistisch) für sich beanspruchen dürfen oder ob Partizipation noch eine Chance hat, steht prominent im Raum.