Szenario 1: Weiter so. Ein erfolgreiches Salzburg mit schwelenden Krisen

Im Jahr 2040 erkennen wir das Jahr 2020 ohne Probleme wieder. Die Themen sind ähnlich, weil das, was man gut kann, kann man immer noch gut.
Gesellschaftlich ist die Frage der Wohnraumversorgung weiterhin im Vordergrund. Und Probleme, die man nun schon lange halbherzig angeht, wachsen unter der Oberfläche. Klimakrise, gesellschaftliche Polarisierung und zurückgehende Biodiversität sind spürbar, aber noch schafft man es, die Erschütterungen zu ignorieren.

Eines der Hauptprobleme ist weiterhin die Wohnversorgung im Zentralraum. Die Bevölkerung Salzburgs ist angewachsen, aber nicht so rasch wie in den Jahrzehnten vor 2030. Sie beläuft sich bis 2040 auf etwa 580 Tausend Personen. Salzburg hat weiterhin ausgesprochen hohe, überdurchschnittliche Wohnkosten, sowohl bei Mieten als auch im Eigentumssegment. Die Entwicklung der Einkommen hat mit den Wohnkosten nicht Schritt gehalten. Die Leistbarkeit von Eigentum ist weiter zurückgegangen.

Die hohen Wohnkosten haben auch damit zu tun, dass immer mehr Menschen in der Stadt oder in Stadtnähe wohnen wollen. Es kommt zu einer Verdrängungsdynamik, wobei Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen ins Umland, teils mit erheblicher Distanz zur Stadt siedeln müssen. Die Politik nimmt sich der Probleme an, es kommt zu keinem grundlegenden Kurswechsel, eine rechtsverbindliche Abstimmung zwischen Stadt und Umlandgemeinden gibt es nicht. Für die Einschränkung der touristischen Wohnraumnutzung fehlt die Durchschlagkraft.

Die kulturelle Entwicklung hin zu größerer kultureller Vielfalt hat sich fortgesetzt. Mit jeder neuen Generation nimmt das Ausmaß der Menschen zu, die alternative Lebensentwürfe umsetzen. Die Ab- und Zuwanderung verstärkt die kulturelle und religiöse Vielfalt, die Möglichkeiten der Informationstechnologie sorgen auch für immer mehr verschiedene Optionen für den Kulturkonsum. Die Institutionen versuchen dies konstruktiv z. B. in Entwicklungsplänen abzubilden.

Die Diversität ist trotzdem der Hintergrund, vor dem eine gesellschaftliche Polarisierung stattfindet. Soziale Auseinandersetzungen, nicht zuletzt über die Wohnfrage zugespitzt, suchen sich kulturelle Felder der Auseinandersetzung. Die Konflikte werden vielschichtig, nicht selten vertiefen sie die Gräben zwischen sozialen Gruppen. Viele Konflikte werden in den sich weiterentwickelnden Sozialen Medien ausgetragen. Viele Zuwanderer:innen der vergangenen Jahre haben kein Wahlrecht, was die die Integration erschwert.

Die Digitalisierung der Wirtschaft funktioniert diskutabel, freilich gehen bestimmte Arbeitsplätze verloren, andere gelingt es zu schaffen. Produktivitätseffekte helfen, die internationalen Lieferketten funktionieren, Disruptionen sind zeitlich begrenzt. Künstliche Intelligenz spielt eine relevante Rolle in vielen Betrieben. Nicht immer passen die Arbeitssuchenden zu den neuen Stellen. Jedenfalls herrscht starker Anpassungsdruck, dem Unternehmen und Arbeitnehmer:innen standhalten. Freilich nicht alle, was den sozialen Konflikten weitere Substanz gibt. Der Staat hat sein Regelwerk den neuen Technologien angepasst, die Sozialpartnerschaft reagiert moderierend in dem Prozess, Ungleichheiten nehmen gesellschaftlich zu, staatliche Instrumente reduzieren diese. Das Bildungssystem greift die neuen Themen auf und bringt weiterhin eine qualifizierte Arbeitnehmer:innenschaft hervor.

So wie die gesellschaftlichen Konflikte schwelen, aber erfolgreich administriert werden, zeichnet sich eindeutig ab, dass die Klimaziele nicht erreicht werden. Das hat internationale Gründe, aber auch in der Region ist man hinter den eigenen Plänen zurückgeblieben. Noch sind die Folgen nicht wesentlich dramatischer als 2020, Extremwetterereignisse nehmen vor Ort zu, Effekte von klimabezogenen Katastrophen auf die Lieferketten werden häufiger. Salzburg hat sich an Hochwässer, Muren und Waldschäden gewöhnt. Expert:innen raten dringend zu Maßnahmen, die den Schutz vor Klimaereignissen verbessern. Sie halten erhebliche Probleme in den kommenden 25 Jahren für sicher.

Auch bei der Biodiversität setzte sich die Reduzierung der Artenvielfalt fort. Die Biodiversität vor Ort leidet verstärkt. Die Landschaftsversiegelung und Homogenisierung der Landschaft sowie das Zusammenlegen von Flurstücken hatte viele Arten in kleine und geographisch voneinander isolierte Restlebensräume, in meist sehr kleinen Populationen gedrängt. Die Mehrzahl der für Magerweiden und -wiesen sowie Niedermoore und Feuchtwiesen typischen Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Etliche Arten verschieben ihre Verbreitungsreale immer weiter nach Norden oder in höhere Lagen.