Szenario 2: „Ellenbogen raus“ in der Krise. Ein Salzburg, das in der Klimakrise mit sich selbst ringt

Im Jahr 2040 hat man nun weltweit – aber auch in Salzburg – etliche durch den Klimawandel ausgelöste Katastrophen erlebt, so dass das Thema nicht mehr ignoriert werden kann. Salzburg und Österreich reagieren restriktiv: Zuwanderung wird blockiert, es beginnt ein Verteilungskampf um die Ressourcen zur Sicherung der jeweils eigenen Position. Der Konflikt beschleunigt die soziale und kulturelle Polarisierung in der Bevölkerung.

Der Klimawandel ist bis 2040 rascher vorangeschritten als erwartet. Es hatten eher die Pessimist:innen recht. Auch in Salzburg sind die Auswirkungen stark. Man spricht von einer „Heißzeit“. Die weltweite Mitteltemperatur ist deutlich über 2°C gestiegen. Extremwetterereignisse, Hitzewellen, neue Krankheitserreger zwingen die Salzburger:innen vor Ort ihr Leben neu zu gestalten. Die internationalen Auswirkungen führen zu wirtschaftlichen Verwerfungen und Migrationsbewegungen auf dem Globus aus Gegenden, die immer schwieriger zu bewohnen sind.

Die Biodiversität vor Ort leidet verstärkt. Die Landschaftsversiegelung und Homogenisierung der Landschaft sowie das Zusammenlegen von Flurstücken hatte viele Arten in kleine und geographisch voneinander isolierte Restlebensräume, in meist sehr kleinen Populationen gedrängt, wo diese nun geschwächt dem klimatischen Stress ausgesetzt sind. Die Mehrzahl der für Magerweiden und –wiesen sowie Niedermoore und Feuchtwiesen typischen Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Etliche Arten verschieben ihre Verbreitungsreale immer weiter nach Norden oder in höhere Lagen.

In Salzburg setzt man in dieser Stresssituation auf Abgrenzung, wie ganz Österreich versucht man durch ein strenges Grenzregime Zuwanderung zu reduzieren.  Salzburg wie Österreich versuchen in der Situation den Lebensstandard einer alternden Bevölkerung zu sichern. Das ist aber in der Situation schwierig bis unmöglich.

Die Grundlage dafür ist schwierig, denn Restriktionen im internationalen Handel treffen Salzburg stark. In der Krise hat sich in vielen Staaten, wie in Österreich, die Politik der nationalen Präferenz durchgesetzt. Der Warenexport, der Tourismus leiden unter der neuen Situation, die teilweisen Erfolge in der technologischen Modernisierung der Wirtschaft reichen nicht aus, die Probleme zu kompensieren. Es zeigt sich, dass mit der Digitalisierung die Resilienz der Wirtschaft geringer wurde: Immer leichter breiten sich regionale oder sektorale Probleme weit über den ursprünglichen Bereich aus. Der Arbeitsmarkt ist angespannt. Die restriktive Migrationspolitik und das entsprechende Image verschlechtern die Position im internationalen Wettbewerb um Hochqualifizierte. Die Zunahme der Ungleichheit sowie die steigende Arbeitslosigkeit lösen v. a. unter Jüngeren ein Gefühl der Perspektivlosigkeit aus. Die Cleavages zwischen den Generationen vertiefen sich ebenso wie jene zwischen Wohlhabenden und Ärmeren. Die Mittelschicht wird kleiner. Sozialpartnerschaftliche Lösungen werden immer seltener.

Die angespannte Stimmung in der Bevölkerung entlädt sich in sozialen und politischen Konflikten, die restriktive Grenzpolitik ist auch Ausdruck dessen. Bürger:innen sprechen von Elitenversagen, was die gesellschaftliche Steuerung erschwert. Jüngere kritisieren die Versäumnisse früherer Generationen. Nationalist:innen fordern „ethnische Prioritäten“ auf Kosten von Minderheiten. Die kulturelle Pluralität in der Öffentlichkeit gerät unter Druck, ist weniger präsent, stößt auf Ablehnung. Viele Zuwanderer:innen der vergangenen Jahre haben kein Wahlrecht, was die Segregation verschärft. Die Alterung der Bevölkerung hat sich fortgesetzt. Die Anzahl der Personen über 85 hat sich beispielsweise verdreifacht. Alter aber auch Bildungszugang haben starken Einfluss, auf welcher Seite des „digital divide“ man sich wiederfindet. Kommt man mit den sich rapide verändernden Technologien nicht gut zurecht, wird man aus immer mehr gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen.

Die Wohnraumsituation ist nicht mehr das Thema Nummer eins, sinkende Bevölkerungszahlen machen (freilich vor allem klimatisch ungünstige) Wohnlagen erschwinglicher. Abstimmungen zwischen Stadt und Umlandgemeinden zur gemeinsamen Planung der Zentralraumentwicklung kommen nicht zu Stande.