Szenario 3: Zusammenstehen in der Krise. Ein Salzburg, das in der Krise zusammenrückt

Im Jahr 2040 hat man nun weltweit – aber auch in Salzburg – etliche durch den Klimawandel ausgelöste Katastrophen erlebt, so dass das Thema nicht mehr ignoriert werden kann. Salzburg und Österreich reagieren durch ein Zusammenrücken der Bevölkerung. Der Fokus auf die Lösung der akuten Probleme lässt andere Themen in den Hintergrund rücken. Für manche Konflikte werden Lösungen gesucht, soziale Spannungen versucht man im Bereich der Wohnversorgung, kulturelle Konflikte durch verstärke Integrationsmaßnahmen zu entschärfen. Bei den technologischen Schüben in der Wirtschaft war es gelungen, soziale Spannungen im Griff zu behalten.

Der Klimawandel ist bis 2040 rascher vorangeschritten als erwartet. Es hatten eher die Pessimist:innen recht. Auch in Salzburg sind die Auswirkungen stark. Man spricht von einer „Heißzeit“. Die weltweite Mitteltemperatur ist deutlich über 2°C gestiegen. Extremwetterereignisse, Hitzewellen, neue Krankheitserreger zwingen die Salzburgerinnen vor Ort ihr Leben neu zu gestalten. Die Biodiversität vor Ort leidet verstärkt. Die internationalen Auswirkungen führen zu wirtschaftlichen Verwerfungen und Migrationsbewegungen auf dem Globus aus Gegenden, die immer schwieriger zu bewohnen sind.

Die Salzburger Bevölkerung reagiert mit einem Zusammenrücken. Ein gemeinsamer Fokus auf die eskalierenden Probleme führt zu einigen schnellen und weitreichenden Entscheidungen. Die Politik führt einige Reformen durch, die noch vor wenigen Jahren undenkbar schienen. Auch die Wirtschaft reagiert resilient, es gelingt in neuen Wertschöpfungsketten regionale Projekte – die deswegen keineswegs nicht digital sein müssen – umzusetzen. Die (zu?) spät begonnenen Anpassungen an den Klimawandel führen zu massiven Investitionen. Die gewaltigen Datenmengen, die in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt wurden, werden zur Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt. Obwohl viele der großen Datensammlungen in der Regel nicht in Österreich vorhanden sind, stehen sie angesichts der weltweiten Herausforderungen (für Österreich finanzierbar) zur Verfügung.

Die gesellschaftlichen Konflikte der vergangenen Jahrzehnte verschwinden nicht, sie treten allerdings eindeutig in den Hintergrund. Salzburg ist divers, die kulturellen, religiösen und die Lebensentwürfe betreffende Unterschiede bestehen nach wie vor. Ähnliches gilt für die Alterspyramide. Die Alterung der Bevölkerung setzt sich fort, die damit verbundenen Konflikte treten aber in den Hintergrund. Vor dem Hintergrund der Krise entsteht mehr Verbindendes, real bestehende Unterschiede oder soziale Konflikte werden kaschiert, in manchen Fällen konstruktiv überbrückt.  Die politische Teilhabe wird ausgeweitet, Dialogformen werden eingerichtet: Demokratische Inklusion soll helfen, mit den Herausforderungen umzugehen. Ein entscheidender Schritt die Spannungen zu reduzieren waren deutliche Schritte für leistbares Wohnen im Zentralraum. Raumordnungsbestimmugen zur Mobilisierung von Baugrund wurden stark genutzt, der Gemeinnützige Wohnbau konnte sein Volumen auch im Zentralraum steigern. Mietbegrenzungen bei älteren Wohnungen und eine Leerstandsabgabe wurden ebenfalls umgesetzt. Stadt und Umlandgemeinden kooperieren. Das Problem der touristischen Nutzung des Wohnraums in der Stadt hat sich aufgrund der klimatischen Situation relativiert – Stadttourismus ist in diesen Breitengraden weniger attraktiv. Es half freilich, dass die Bevölkerung nicht mehr anwächst. Das Ausmaß der Auswirkungen des Klimawandels in Österreich hatte auch – trotz anfänglicher Diskussion – eine Abschottung von den Migrationsströmen nicht zum Thema werden lassen: Österreich ist keineswegs das attraktive Zielland in diesem Szenario.