Landespreis für Zukunftsforschung

Der „Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung“ wird seit 1993 alle drei Jahre an eine Persönlichkeit vergeben, die sich in herausragender Weise durch zukunftsweisende Ideen und Initiativen verdient gemacht hat. Der in Salzburg verliehene Preis ist mit 7200 Euro dotiert. Auf Vorschlag des JBZ-Kuratoriums wird die Auszeichnung nach Beschluss der Salzburger Landesregierung verliehen.

Bisherige PreisträgerInnen

Kurzbeschreibung zu den PreisträgerInnen 

Robert Jungk 1. Preisträger.
Der Preis wurde 1993 erstmals an Robert Jungk anlässlich seines 80. Geburtstags verliehen. Jungk, der sich nach 1945 schrittweise der Zukunftsforschung zuwandte, mit Entwicklung der Methode der „Zukunftswerkstätten“ einen entscheidenden Beitrag Etablierung einer sozialen Zukunftsforschung geleistet hatte und diese auch mit der Gründung der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen institutionell stärkte, wurde so für sein Lebenswerk geehrt.

1996 ging der Preis an Dorothee Sölle, eine deutsche evangelische Theologin und Dichterin. Sie versuchte mit ihrer Arbeit, Leid, Armut, Benachteiligung und Unterdrückung mit theologischen Argumenten aufzuarbeiten. Politisch war sie gemeinsam mit Robert Jungk in der Friedens-, Frauen- und Ökologiebewegung engagiert. Sie war eine ebenso dezente wie unüberhörbare, auch anklagende Stimme des konstruktiven Zweifels, den sie wie einen Stachel in das dumpfe Gewissen der Mächtigen und Trägen – unser aller Gewissen also – zu treiben vermochte. (ProZukunft 2/1996)

1999 wurde Jakob von Uexküll ausgezeichnet. Als Begründer des „Alternativen Nobelpreises“, der 1986 auch Robert Jungk zuerkannt wurde, und durch die Konzeption eines Rates der Völker für eine Globale Nachhaltigkeit hat Jakob von Uexküll wesentliche Impulse zu einer sozial und ökologisch tragfähigen Zukunft geleistet.

2002 ging der Preis an Luise Gubitzer. Sie thematisierte in ihrer wissenschaftlichen Arbeit zentrale Problemfelder unserer Gesellschaft – von der Zukunft der Arbeit und der Sozialsysteme in hochentwickelten Ökonomien bis hin zur weltweiten Armutsbekämpfung unter dem Blickwinkel einer humanen, global zukunftsfähigen Entwicklung. Ihr Wissenschaftsstil zeichnet sich durch die Verbindung der Wirtschaftswissenschaften mit sozialwissenschaftlichen Belangen und gesellschaftlichen Zukunftsperspektiven aus.

2005 wurde Franz Josef Radermacher ausgewählt. Er ist nicht nur ein Vorzeigewissenschaftler der Bereiche Mathematik und Wirtschaft, in zahlreichen Institutionen verankert und Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Arbeiten aus den Bereichen angewandte Mathematik, Operations Research, angewandte Informatik, Systemtheorie, Technikfolgenforschung, Ethik und Philosophie, sondern auch der ‚Vater’ der “Global Marshall Plan“ Initiative.

2008 wurde der Landespreis an Jean Ziegler verliehen. Mit Jean Ziegler wurde eine Persönlichkeit geehrt, die sich unermüdlich für die Schwächsten der Erde, die Hungernden, einsetzt. Der Preisträger erinnert in seinem publizistischen Schaffen daran, dass Hunger kein Schicksal ist, sondern gemacht wird und durch eine verantwortungsvolle Politik und ein anderes Wirtschaften überwunden werden kann.

2011 fiel die Entscheidung zugunsten von Marianne Gronemeyer aus. Marianne Gronemeyer gilt als Kritikerin der modernen Konsumgesellschaft sowie der Versäumnisangst des modernen Menschen. Sie ist bekannt durch Bücher wie “Das Leben als letzte Gelegenheit” oder “Genug ist genug. Die Kunst des Aufhörens”. Als gefragte Vortragende sieht sie ihre Aufgabe darin, scheinbar selbstverständliche Gewissheiten zu hinterfragen, zum Nachdenken anzuregen und zu provozieren.

2013 – in diesem Jahr wurde der Preis aus Anlass des 100. Geburtstags vergeben – entschied man sich für Elmar Altvater. Elmar Altvater lehrte mehr als vier Jahrzehnte lang am Institut für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Der Intellektuelle zählte zu den führenden Wissenschaftlern in Deutschland, die sich mit den Zusammenhängen zwischen Ökologie und Wirtschaft sowie mit den Folgen der Globalisierung der Güter- und Finanzmärkte auseinandersetzen.

2016 erhielt der koreanisch-deutsche Philosoph und Kulturwissenschaftler Byung-Chul Han den Landespreis für Zukunftsforschung. In Publikationen wie „Müdigkeitsgesellschaft“, „Transparenzgesellschaft“, „Psychopolitik“ oder „Die Austreibung des Anderen“ stellt er zentrale Fragen nach der Gefährdung von Freiheit und Demokratie, dem Versagen der Politik im Wettstreit mit anderen Machtgruppen, der technologischen Vereinnahmung des Menschen und der Unterwerfung unter das Diktat des Ökonomismus. Damit wurde eine Persönlichkeit gewürdigt, die dem Nachdenken über Grundsatzfragen unserer Gesellschaft und Wirtschaft gebührend Aufmerksamkeit schenkt.

2019 wurde die Politikwissenschaftlerin und Europavordenkerin Ulrike Guérot mit dem Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung geehrt.  Ulrike Guérot lehrt an der Donauuniversität Krems und leitet dort das Department für Europapolitik und Demokratieforschung. Sie ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Vereinigungen zum Thema Europa. Große Wirkung geht von ihren breit rezipierten Büchern aus. 2019 erschienen ihre Essays „Was ist die Nation?“ und „Wie hältst du es mit Europa?“. Breit wahrgenommen wurde auch ihr Buch „Warum Europa eine Republik werden muss. Eine politische Utopie“ (2016) sowie „Der neue Bürgerkrieg – das offene Europa und seine Feinde“ (2017).

2022 wurde die Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin Peggy Piesche geehrt. Die Debatten über die Zukunft haben immer Gruppen ausgeschlossen. In der Diskussion des Afrofuturismus geht es darum, strukturellen Rassismus offenzulegen, dadurch die Vergangenheit neu zu schreiben und die Zukunft zu erkunden und alternative, hoffnungsvollere Welten (besonders in der Kunst) auszuprobieren. Peggy Piesche ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Seit 2019 ist sie für die Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin tätig, seit 2021 leitet sie in der Niederlassung in Gera den Fachbereich „Politische Bildung und plurale Demokratie“ und ist damit vor allem für die Schwerpunkte von Transformations- und Erinnerungswissen sowie Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität verantwortlich.