Wir leben im Zeitalter der Ökonomie. In keiner historischen Epoche davor hat die Wirtschaft derart das Leben der Menschen geprägt wie heute. Was nicht bedeutet, dass Menschen früher weniger abhängig waren von den ökonomischen Bedingungen ihrer Zeit. In der Agrargesellschaft bestimmte der Ertrag der Ernten, ob genügend zum Leben da war. Hunger, Seuchen und Krieg galten als die Grundübel, was wir heute nur mehr aus Geschichtsbüchern bzw. aus Ländern weit weg von uns kennen.
In der modernen Industrie- und Konsumgesellschaft sind die Zusammenhänge komplexer. Die Wirtschaft ist Basis unseres materiellen Wohlstands, aber auch unserer Sozialleistungen. Die Abhängigkeiten sind in hochgradig arbeitsteiligen Ökonomien ebenso groß wie die Freiheitsmöglichkeiten, die sie bieten. Wirtschaft meint dabei nicht nur die UnternehmerInnen, sondern uns alle, als ArbeitnehmerInnen sowie als KonsumentInnen.
Wirtschaft ist heute global zu denken. Sie erzeugt Gewinner und Verlierer. Und historisch einmalig ist auch der Eingriff in die Ökosysteme. Der Kollaps war in früheren Epochen nur regional vorstellbar. Die Bedrohungen heute sind global, wenn auch mit unterschiedlichen Betroffenheitsgraden, wie etwa der Klimawandel zeigt.
Je komplexer ein Wirtschaftssystem ist, desto umfangreicher müssen die Regeln sein, die Wirtschaften dem Gemeinwohl unterstellen. Dass hier die Politik häufig den Entwicklungen hinterherhinkt, zeigen beispielhaft die ökonomischen Verwerfungen, die aus instabilen Finanzmärkten resultieren. Und die Konzentration ökonomischer Macht in multinationalen Konzernen sowie bei den Vermögenden lassen daran zweifeln, ob der Primat der Politik noch gegeben ist. Gesprochen wird von Neofeudalismus und Postdemokratie.
Das vorliegende „kritische Glossar“ zum Thema „Wie wirtschaften“ erläutert in über 100 Kurzkapiteln Themen zu den Bereichen Wirtschaft, Arbeit, Geld, Konsum, Ressourcen und Neuansätze. Die Publikationsform des Lexikons mit Verweisen zwischen den Stichworten ermöglicht es, der Komplexität und Vernetztheit der Fragestellungen im Bereich Ökonomie Rechnung zu tragen. Das „kritische Glossar“ stellt nicht den Anspruch, ein alternatives Wirtschaftslehrbuch zu sein – das wäre vermessen. Es macht auf blinde Flecken der Mainstream-Ökonomie aufmerksam, macht Diskurse über Nachhaltigkeit oder Postwachstum fruchtbar und es zeigt, dass es Neuansätze gibt.
Hans Holzinger, September 2017
120 Seiten, Großformat, ISBN 9788-3-902876-30-0 € 9,90 (Printausgabe), € 4,90 (e-Ausgabe), akt. Neuauflage März 2018