Soziolog*innen und Umfrageforscher*innen der Universitäten Salzburg, Linz und Graz untersuchten erstmals systematisch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in Österreich. Die Reihe JBZ-Zukunftsbuch präsentiert Ausschnitte aus der Publikation „Die österreichische Gesellschaft während der Corona-Pandemie“. Das Buch erscheint im Dezember, die Beiträge werden als Open Access zur Verfügung stehen. Wie hat die Pandemie in den Lebensalltag der Menschen eingegriffen? Hat diese Dynamiken sozialer Ungleichheit verschärft? Welche Solidaritätspotentiale in der Gesellschaft wurden sichtbar? Welche Werteverschiebungen und damit verbundene Spaltungstendenzen hat die Pandemie gebracht? So umriss Wolfgang Aschauer von der Universität Salzburg einleitend die Kernthemen des Buches. In Bezug auf Werteverschiebungen präsentierte er folgende Ergebnisse: Konformität gewinnt im Verlauf der Corona-Pandemie an Bedeutung, Hedonismus, Stimulation und Unabhängigkeit gehen zurück. Nach Parteipräferenz zeigt sich vor allem bei beiden Regierungsparteien ein Trend zur Konformität, innerhalb der FPÖ-Wählerschaft ein Trend zum Nonkonformismus. Es besteht ein starker Wunsch nach Solidarität auf nationaler Ebene bei gleichzeitiger Abkehr von der neoliberalen Globalisierung. Zudem sei aber eine geringe, im Verlauf der Pandemie abnehmende Hoffnung geäußert worden, dass sich die Gesellschaft in diese Richtung entwickeln wird. Die Bereitschaft zu transnationaler Solidarität etwa im Kontext von Geflüchteten hat (weiter) abgenommen. Jüngere sprechen sich stärker für transnationale Solidarität aus, 1968er und Babyboomer sind jedoch kritischer gegenüber der neoliberalen Globalisierung eingestellt als jüngere Generationen. Auch langfristig sei eher in älteren Generationen ein Trend zu universalistischen Werten zu beobachten, jüngere Generationen scheinen stärker in Mechanismen der kapitalistischen Leistungslogik verstrickt zu sein, so Aschauer.

Mit: Assoz. Prof. Dr. Wolfgang Aschauer, Universität Salzburg Dr.in Anja Eder, Universität Graz Mag. Dr. Dimitri Prandner, Universität Linz

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