Mit „Das Ende der Megamaschine“ und „Chaos. Das neue Zeitalter der Revolutionen“ hat der Berliner Autor Fabian Scheidler die Tiefenstrukturen der industriellen Zivilisation herausgearbeitet. Die zentrale These dabei: diese Zivilisation ist nicht nachhaltig und werde an ihren ´Erfolgen´ scheitern. In seinem aktuellen Buch „Der Stoff, aus dem wir sind“ (Piper-Verlag) wendet sich Scheidler den neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaften, der Physik, der Chemie, der Biologie und Evolutionsforschung zu. Dabei interessiert ihn insbesondere unser Verhältnis zur Natur, besser, die Abspaltung der Natur im westlichen Denken und Handeln, als etwas, das „da draußen“ existiert; eine „Umwelt, die uns umgibt, während wir selbst einer anderen Sphäre angehören: der Zivilisation“.

„Der größte Feind der Erkenntnis ist die Illusion des Wissens“, so Fabian Scheidler. Er ist nicht gegen naturwissenschaftliche Forschung. Im Gegenteil: deren neueste Erkenntnisse würden etwas ganz anderes als eine tote Welt isolierter Objekte offenbaren: „ein Universum, das auf Verbundenheit, Selbstorganisation und Kreativität beruht.“ Der Autor kritisiert jedoch die Zukunftsblindheit unserer Zivilisation und die Beschränkung auf Technologien, die „der Geld- und Machtakkumulation dienen“. Statt ernsthafte Programme für einen grundlegenden und raschen Umbau der Gesellschaft zu starten, gebe es lediglich Lippenbekenntnisse, Ablenkungsmanöver und bestenfalls unzureichende kosmetische Reparaturen. Seine Diagnose: „Obwohl unser Leben immer mehr von Technik und Wissenschaft geprägt wird, erweist sich unsere Gesellschaft ausgerechnet, wenn es um unser Überleben geht, als strukturell irrational.“ Wir freuen uns, dass Fabian Scheidler erneut in unserer Reihe JBZ-Zukunftsbuch in einer Kooperation mit „prolit“ zu Gast ist.

07. Juni 2022: Der Stoff aus dem wir sind. Warum wir Gesellschaft und Natur neu denken müssen. JBZ Zukunftsbuch 78 mit Fabian Scheidler, Autor, Berlin. Dem Vortrag folgt ein Gespräch mit Petra Nagenkögel (prolit) und Hans Holzinger (JBZ) sowie dem Publikum. Ort: Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ), Robert-Jungk-Platz, Strubergasse 18, 5020 Salzburg & ONLINE.  19:00 Uhr

Zur Anmeldung

Piper-Verlag, 2021. Euro 20,-

Zum Buch:

„Der Sinn meines Buches ist es, in die Wand unseres eingebildeten Wissens eine Bresche zu schlagen, eine Öffnung, die uns erlaubt, die Welt und uns selbst wieder mit jenem staunenden Blick zu betrachten, der Kindern oft eigen ist.“ (Fabian Scheidler)

„Scheidler plädiert für die Abkehr vom homo technocraticus sowie für die Verbindung von Wissenschaft und Sinnlichkeit, Humor/Spiel, Schönheit, Erleben, Miterleben. Hilfreich sei auch die Berücksichtigung anderer Denkweisen und kultureller Praktiken, etwa indigene Kosmologien oder Techniken wie das Wasserversorgungssystem des Subak auf Bali. Ganz praktisch gehe es um eine Transformation der Ökonomie und den Umbau der institutionellen Logiken.“ (Buchrezension in pro zukunft)

Zum Referenten:

Fabian Scheidler studierte Philosophie und Geschichte. Als Publizist schreibt er seit vielen Jahren über globale Gerechtigkeit und wurde mit dem Otto-Brenner-Medienpreis für kritischen Journalismus ausgezeichnet. Außerdem arbeitet er als Autor und Dramaturg für das Theater. 2015 erschien sein Buch „Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation“, es wurde in mehrere Sprachen übertragen. Das Nachfolgebuch „Chaos. Das neue Zeitalter der Revolutionen“ erreichte 2017 Platz 11 der Spiegel-Bestsellerliste Wirtschaft. 2019 folgten „Die volle und die leere Welt. Essays und Bilder“ sowie, als Herausgeber, „Der Kampf um globale Gerechtigkeit“.