Revolutionäre Bewegungen gehören zu den umstrittensten, aber auch faszinierendsten Themen der politischen Ideengeschichte. Umstürze – erfolgreiche ebenso wie gescheiterte – werden oft Teil des „kollektiven Gedächtnisses“ und sind damit bevorzugte Gegenstände von Erinnerungspolitik und Identitätsstiftung. Nationen und politische Bewegungen verklären das Geschehen mitunter gar bis zu dem Punkt, an dem die Erzählungen darüber eher „symbolisch“ als historisch wahr sind. In so einem Fall wird die Revolution zum Mythos.
Die nachträgliche Deutung als heroische Reise ist aber nicht der einzige Berührungspunkt zwischen radikalem politischen Wandel und Mythologie. Vielmehr ist es von Beginn an das Erfolgsgeheimnis revolutionärer Ideologien, sich Elemente eines Mythos anzueignen und somit – bewusst oder unbewusst – zur „politischen Religion“ zu werden, um von deren besonderer Faszinationskraft zu profitieren. Der Vortrag ist dem auf der Spur und arbeitet die Kette mythischer „Leitmotive“ heraus, die Antike, Mittelalter und Moderne verbindet und die auch immer wieder dort auftaucht, wo Umstürze geplant werden.
Die JBZ-Montagsrunde nimmt das Bauernaufstände-Gedenken zum Anlass, um etwas grundsätzlicher über das Verhältnis zwischen Politik, Religion und Revolution nachzudenken.
Mythen des Umsturzes
Über das Verhältnis zwischen Politik, Religion und Revolution
mit Mario Wintersteiger, Politikwissenschaftler, Universität Salzburg
JBZ Montagsrunden 237 | MO 23.06.2025 | 19:00
Ort: Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen
Robert-Jungk-Platz 1 | Strubergasse 18/2 | 5020 Salzburg
Der Eintritt ist frei.
Die Veranstaltung wird auch gestreamt.
Anmeldungen sind hier möglich.
Foto: © privat