Salzburg wird bunter!
Wer noch von einem homogenen Salzburg träumt, wird der Zukunft nicht gerecht.
Salzburg wird bunter. Kulturelle und religiöse Vielfalt, verschiedene Familienformen, internationale Wirtschaft, sogar abwechslungsreichere Politik. Wer von einem Salzburg träumt, das sich durch Homogenität auszeichnet, hat die Stoßrichtung der großen Entwicklungspfade noch nicht erfasst.
Das ist die Kernaussage der Salzburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des „Salzburg morgen“-Kreises, der jährlich anhand der aktuellsten Daten versucht, mögliche zukünftige Entwicklungen für die Robert-Jungk-Bibliothek abzuschätzen. Die Kernaussagen:
Das Zusammenleben ändert sich. Sehr verschiedene Familienformen existieren nebeneinander, Einpersonenhaushalte nehmen deutlich zu. Wie in der Familie miteinander umgegangen wird, ändert sich auch. Viele traditionelle Aufgaben der Familie – aber auch des Staates – werden zunehmend kommerziell erledigt.
Kulturell kommt es ohnedies zu deutlichen Verschiebungen. Die Zahl der Einwohner ohne österreichische Staatsbürgerschaft nimmt zu. Auch religiöse Vielfalt wird ein immer offensichtlicherer Bestandteil des Zusammenlebens.
Ökonomisch setzt sich die Verflechtung der Salzburger Wirtschaft immer mehr durch. Von 2001 bis 2013 stieg das Volumen der Exporte um 80 Prozent, die Anzahl der ausländischen Arbeitskräfte stieg von 12 auf 18 Prozent. Und drei von vier Gästen im Tourismus sind keine Österreicherinnen oder Österreicher.
Auch die ökonomischen Unterschiede innerhalb Salzburgs verschärfen sich. Einerseits bedeutet die ungleiche Vermögensverteilung sehr verschiedene Lebensstile. In Salzburg werden diese Unterschiede vor allem durch hohe Wohnkosten verschärft. Andererseits bleiben regionale wirtschaftliche Unterschiede zwischen Stadt und Land bestehen. In der Krise holten die Bezirke Innergebirg zwar auf, der langfristige Trend spricht aber weiter für ein höheres Wachstum im Zentralraum.
Heterogener wird auch die Politik. Die Stimmanteile der Parteien bei Wahlen ändern sich immer gravierender, mehr Parteien bilden sich. Dominante Parteien verlieren an Stärke. Auch die Bereitschaft zum Engagement in traditionellen Parteien ändert sich, immer weniger stellen sich als Funktionäre längerfristig zur Verfügung.
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Neben diesen Trends in Richtung Heterogenität stellen wir auch fest, dass es andere wichtige Entwicklungen geben wird, die von hervorzuhebender Bedeutung sein werden. Der Klimawandel wird sich fortsetzen und Anpassungen in vielen Lebensbereichen erfordern, besonders im Wintertourismus.
Auch Gesundheitsdienstleistungen werden verstärkt in unterschiedlichen Varianten angeboten werden: Basisdienstleistungen, die vom Gesundheitssystem finanziert werden, optimierte Behandlungsmethoden bzw. Medikamente hingegen, die privat zu begleichen sind. Ebenso wird auf der individuellen Ebene das Feld der Patienten heterogener: solche, die Eigenverantwortung und Vorsorge in Anspruch nehmen, andere hingegen, die diesen Aspekt ignorieren. Und das durchschnittliche Alter der Bevölkerung wird weiter steigen, daraus folgen Anforderungen u. a. an öffentliche Wohlfahrt, Finanzen, Kultur und Politik.
Das Arbeitspapier ist hier im Volltext abrufbar.