Familien in denen gleich viel gearbeitet und verdient wird, müssen oft deutlich verschiedene Lebensstile zur Kenntnis nehmen, je nachdem, ob Wohnraum ererbt wird. In Salzburg ist der Unterschied besonders eklatant. Für Ausgaben, die über das Notwendige hinausgehen, oder zum Sparen, bleiben Erben zwanzig Jahre lang jeden Monat rund 1200 Euro mehr als anderen Familien. Das ist der Kern der Ergebnisse, die der Politikwissenschaftler Christian Resch für die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) errechnete. Die Ergebnisse sind nun im Arbeitspapier 31 der JBZ veröffentlicht worden.

Im Ergebnis blieben einer Salzburger Mieterfamilie im Durchschnitt knapp 500 Euro im Monat für das, was Lebensqualität ausmacht und für besondere Investitionen wie zum Beispiel in die zusätzliche Ausbildung der Kinder. Der Erbenfamilie blieben hingegen monatlich fast 1.600 Euro, und die Käuferfamilie musste 20 Jahre lang mit 300 Euro für Lebensqualitätsausgaben auskommen. Die Zahlen wurden errechnet anhand der realen wirtschaftlichen Kennzahlen der Jahre 1994 bis 2013.

Bemerkenswert ist, dass selbst eine Familie mit zwei Vollzeitverdienern beim Erwerb einer Eigentumswohnung fast vollständigen Verzicht auf Lebensqualitätsausgaben in Kauf zu nehmen hatte. Eigentumserwerb für Familien mit niedrigerem Einkommen würden Einschnitte in notwendige Ausgaben hinnehmen müssen.

Salzburg weist bekanntlich auch bei den Einkommen mehr Ungleichheit auf, als die meisten österreichischen Bundesländer. In Salzburg erlebt man, dass sich Ungleichheit außerdem sehr oft nicht am Einkommen festmachen lässt. Die Lebensrealität von Salzburger Familien scheint sich aufgrund des Familienvermögens zu unterscheiden. Eine Wohnung zu besitzen oder erst kaufen müssen, macht einen großen Unterschied. Umso teurer Wohnraum ist, umso deutlicher wirkt sich dieser auf das Leben der Salzburger Familien aus.

Wie dramatisch führen die steigenden Immobilienpreise zu ungleichen Lebensverhältnissen? Im Jänner 2014 wurde diese Frage in der Robert-Jungk-Bibliothek diskutiert. Mit dem jungen Salzburger Politikwissenschaftler Christian Resch wurde ein Forscher gefunden, der für die JBZ Licht ins Dunkel bringen sollte. Resch legte nun mit diesem JBZ-Arbeitspapier seine Berechnungen vor. Dabei wurden alle Faktoren außer der Frage, wie man zu Wohnraum kommt, bei allen Familien ident gesetzt. Auch politische Maßnahmen wurden nicht berücksichtigt, die Zahlen sollen die Grundlage für die Diskussion bieten, welche politischen Maßnahmen angemessen wären.

Diese Unterschiede im tagtäglichen finanziellen Spielraum verstärken natürlich die Ungleichheit über die Generationen, weil Geld für die Investitionen in den Nachwuchs fehlt. Aber nicht nur im tagtäglichen Leben sind die Ungleichheiten greifbar. Nach 20 Jahren hat sich auch die Vermögensungleichheit verstärkt. Die Erbenfamilie wird nach 20 Jahren 425.000 Euro an Vermögen haben, die Mieter 62.000; lediglich die Käufer konnten sich durch Entbehrungen auf 386.000 Euro an Vermögen heranarbeiten.

Die Studie ist in der Folge mit anderen Untersuchungen zur Ungleichheit in Salzburg zu verbinden. Leider ist bekannt, dass Wohneigentum vor allem in Familien vererbt wird, die bereits höhere Einkommen haben. Somit verstärken hohe Immobilienkosten die bereits bestehenden Ungleichheiten weiter.

Christian Reschs Zahlen liefern Stoff für Diskussionen, aber auch eine Grundlage, das Thema des Zugangs zu Wohnraum vermehrt unter dem Gesichtspunkt des sozialen Ausgleichs zu diskutieren.

Christian Resch: Immobilienerbe und Lebensqualität. Wie groß ist die Bedeutung eines Wohnraumerbes für die Lebensqualität von Salzburger Familien? Eine Berechnung. JBZ-Arbeitspapier 30. Salzburg 2014, 37 S.
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