Gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsinitiative der Universität Salzburg PLUS Green Campus, dem Land Salzburg und die FH Salzburg organisierte die JBZ am 10. Dezember 2018 ein Vernetzungstreffen zum Thema Klimawandel – bereits zum zweiten Mal. Dieses Mal lag der Fokus auf Lösungen, welche Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam für die Herausforderung Klimawandel erarbeiten und anwenden können.
Bei dem von Birgit Bahtic-Kunrath (JBZ) moderiertem Abend gab es 5 Kurzpräsentationen, die das Thema Klimawandel aus sehr verschiedenen Perspektiven beleuchteten: Von einer allgemeinen Einführung in die Herausforderungen des Klimawandels für das Land Salzburg über Risikoanalysen zum konkreten Umgang in Forschung und Wirtschaft mit dem Klimawandel. Nach den Präsentationen gab es eine lebendige Podiumsdiskussion mit reger Publikumsbeteiligung.
Den Beginn bei den Präsentationen machte der Koordinator für Klimaschutz und Umweltanpassungen des Landes Salzburg, Gunter Sperka. Mit dem Masterplan Klima+Energie 2050 hat sich das Land Salzburg große Ziele für den Klimaschutz gesetzt. Um diese zu erreichen, wurden Klimapartnerschaften mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingegangen, so Gunter Sperka. Tatsächlich werde es 2050 ein völlig verändertes Salzburg geben: Sollte die Klimawende nicht geschafft werden, wird das Land mit Trockenheit und Extremwettereignissen stark zu kämpfen haben; genauso wie mit hohem Migrationsdruck aus unwirtlichen Gegenden. Sollte der Klimawandel eingebremst werden, werden sich Mobilitätsverhalten, Umgang mit Ressourcen, etc. völlig verändert haben. Gunter Sperka betonte, dass der Kampf gegen den Klimawandel nur gelingen könne, wenn die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen würden und Ihren Anliegen Gehör geschenkt werde.
Stefan Kienberger, Senior Scientist am Interfakultären Fachbereich für Geoinformatik der Universität Salzburg, präsentierte Forschung zum Thema Klimarisikoanalyse. Kienberger betonte dabei, dass viele propagierte Zukunftsszenarien heute schon Realität seien und der Kampf gegen den Klimawandel immer auch sozio-ökonomische Prozesse mit einbeziehen müsse. Ein Problem sei es, dass der Klimawandel für Individuen abstrakt sei und damit kein positives kollektives Handeln hergestellt werden könne. Auf die Rolle der Wirtschaft verweisend strick Stefan Kienberger das Potenzial der Gemeinwohl-Ökonomie hervor, wie sie teilweise in Südtirol bereits umgesetzt werde.
Auf die Rolle der Technologie verwies Georg Brunauer, Lecturer an der FH Salzburg im Bereich Smart Buildings und Mobility. Der Vortrag zeigte auf, dass nach wie vor zu wenig Grundlagenforschung im Bereich klimarelevante Technikentwicklung passiere, auch weil die großen Finanziers fehlten. Gerade im Bereich Photovoltaik läge hohes Potenzial für Klimaschutz, doch wichtige Fragen wie die dafür nötige Speicherung von Energie blieben ungelöst. Daher müsse sich auch die Forschungsförderung neu aufstellen, um der Wissenschaft den Kampf gegen den Klimawandel überhaupt erst zu ermöglichen.
Was Unternehmen im Speziellen bereits gegen den Klimawandel leisten, zeigte Christine Vallaster, Senior Lecturer an der FH Salzburg. Ihre Forschung zeigte, dass in immer mehr Unternehmen ein Umdenken einsetze und klimaschonende Maßnahmen umgesetzt würden. Gleichzeitig bleibt dies ein Minderheitenprogramm und – Klimaengagement von Unternehmen resultiere vor allem aus individuellem Engagement von einzelnen AkteurInnen. Um eine Wende zu schaffen, brauche es daher eine Neubewertung des Profitbegriffs und ein entsprechendes regulatorisches Rahmenwerk.
Den Abschluss machte Gerald Heerdegen, Geschäftsführer von Österreichs größter Fahnenfabrik Fahnen Gärtner in Mittersil. Fahnen Gärtner gilt als Pionier beim klimaschonenden Wirtschaften. Gerald Heerdegen erklärte nicht nur die bereits gesetzten Maßnahmen (radikale Reduktion des Energieverbrauchs; Gesundheitsmaßnahmen im Betrieb; Schulungen zu umweltfreundlichen Verhalten; innovatives Abwassermanagement; lange Lebedauer der Produkte) und ambitionierten Pläne für die Zukunft (etwa Rücknahme und Recycling der verkauften Produkte), sondern erläuterte seine Motivation für sein Engagement: Umwelt- und Klimaschutz sei schlicht eine Überlebensfrage.
Nach den Inputs gab es eine Podiumsdiskussion, an der neben den Referenten und der Referentin auch der Bereichsleiter Umweltrecht der Wirtschaftskammer Salzburg, Christian Wagner, sowie Isabella Uhl-Hädicke, Umweltpsychologin an der Universität Salzburg, vertreten waren. Unter reger Publikumsbeteiligung wurden Hindernisse und Gelingensfaktoren für klimafreundliches unternehmerisches Handeln diskutiert. Einigkeit herrschte beim Befund, dass die aktuelle Einstellung zu Profitmaximierung sowie das Aktienrecht es Unternehmen sehr erschwere, gegen den Klimawandel aufzutreten. Mitunter fehle es auch an Informationen für Unternehmen, wie klimaschonende Maßnahmen im Unternehmensalltag umgesetzt werden könnten – hier würden diverse Einrichtungen wie die Wirtschaftskammer aber auch die Universität Salzburg beratend zur Seite stehen. Betont wurde auch, dass der Kampf gegen den Klimawandel ein so zentrales Anliegen sei, dass auch die Wirtschaft davon nicht ausgenommen werden könne und dass es hier praktikable Lösungen brauche.