In dieser Folge erzählt die Erziehungswissenschaftlerin und Autorin Marianne Gronemeyer, warum ihr Buch „Die Grenze. Nachdenken über ein Paradox der Moderne“ (oekom-Verlag) für den Umgang mit der Corona-Krise und die Zeit danach lehrreich sein könnte. Insbesondere der Glaube an Zahlen und Grenzwerte müsse hinterfragt werden, Erfahrungen und die erzählte Welt müssten wieder mehr an Bedeutung gewinnen.

In Zeiten der Krise leistet auch die JBZ ihren Beitrag. Wir wollen helfen, dass wir ins Gespräch kommen über die Zeit nach Corona. Was kommt danach?
Zu diesem Zweck haben wir in unserem Gedächtnis aber auch in unseren Datenbanken gekramt. Seit vielen Jahren lesen wir Zukunftsbücher, fassen sie zusammen und machen so die Inhalte vielen Menschen zugänglich. Nun: Welche dieser Bücher enthielten wichtige Ideen, die wir jetzt hervorholen sollten?

Das könnte man aus „Die Grenze. Nachdenken über ein Paradox der Moderne“, lernen, sagt Marianne Gronemeyer:
In der Coronakrise sollten wir …
… eine gründliche Skepsis gegenüber Grenzwerten behalten und uns nicht auf abstrakte Zahlen verlassen, sondern Erfahrungen und die erzählte Welt kultivieren. Wir sollten uns dagegen aussprechen, Menschen in Risikogruppen einzuteilen, und das Leid in der Welt jenseits von Corona nicht vergessen.  

Das ist wichtig, weil ….
…der Wirklichkeitsschwund durch Entpersönlichung und Technologie in die Unmündigkeit führt, wir uns wieder jenseits des Konsumismus im Gespräch begegnen und darüber nachdenken sollen, was uns bewegt. Notwendig wäre hier auch eine Schule, die Spielräume für wirkliches Denken eröffnet.  

Dafür gibt es Chancen, ….
… weil wir in der Krise die Erfahrung gemacht haben, wie gut es tut, etwas nicht zu brauchen, und weil Nachbarschaft ganz neu erlebbar geworden ist. Dennoch besteht die Gefahr einer Entmündigung in einer solchen Krise, die sich verfestigen könnte.