Bauen mit Holz kennen wir von alten Bauernhöfen in Salzburg sehr gut. Mittlerweile gibt es auch eine Renaissance des Bauens mit Holz am Land. Doch ist Holzbau auch etwas für den urbanen Raum, für die Stadt, konkret für die Stadt Salzburg? Dieser Frage ging der mittlerweile 12. Roundtable von Smart City Salzburg nach, der am 8. Juli 2020 in der TriBüne Lehen stattgefunden hat. Durch den Vormittag führte Hans Holzinger von der JBZ. Im Titelbild: Architekt Tom Lechner, GR Christoph Brandstätter, SR Martina Berthold

Begrüßung durch Stadträtin Martina Berthold

„Sind wir bereits auf dem Holzweg?“ lautete der Titel der Veranstaltung. Er fand breite Zustimmung. Stadträtin Martina Berthold möchte im Bereich öffentlicher Bauten in Zukunft verstärkt auf den regionalen Baustoff Holz zurückgreifen. Aktuell geplant ist, einen Kindergartenzubau in Lehen in Holzbauweise zu erreichten. ÖVP-Gemeinderat Christoph Brandstätter ist selbst Architekt und bewohnt ein von ihm selbst geplantes Holzhaus. Auch er begrüßte das Bauen mit Holz im urbanen Raum zu stärken. Dem pflichtete Veronika Hirner vom Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg bei. Dieser würde neue Wege des Bauens gerne unterstützen. Franz Huemer, Koordinator von Smart City Salzburg, plädierte für mehr Holzbauprojekte in der Stadt und entsprechende Planungsvorgaben. Wichtig sei auch die Verbindung mit Energieeffizienz und neuen Energielösungen.

Tom Lechner: „Bauen mit Holz bietet viele Möglichkeit, man muss es aber richtig machen“

Holzbau-Architekt Tom Lechner aus Altenmarkt

„Der Baustoffholz wird zum Zukunftstrend“, prognostizierte der Architekt Tom Lechner in seinem Einführungsreferat. Bauen mit Holz weise viele Vorteile auf, neben der Wohnqualität sprächen auch die einfache Errichtung durch vorgefertigte Teile und eine besondere Ästhetik für Holzbauten. Fragen wie Brandschutz, Wärme- und Kälteregulierung seien mittlerweile gelöst, so der Pongauer Architekt, der bereits zahlreiche Holzbauprojekte realisiert hat. Die Angst vor einem „Barackenklima“ sei unbegründet, ebenso jene, dass ein Holzhaus eine höhere Brandgefahr darstelle. Wichtig sei, „es richtig zu machen“. Dazu gehöre insbesondere eine gute Planung unter frühzeitiger Einbindung aller Aspekte. Lechenauer plädierte dafür, Holz als ästhetisches Gestaltungsmittel einzusetzen, also auf aufwändige Fassadengestaltung zu verzichten, was auch Kosten sparen helfe. Und: Holz lasse sich gut mit anderen Baumaterialien verbinden. Stichwort „Hybridbauweise“.

Salzburg bietet ein breites Know how im Bereich Holzbauweise

Veronika Hirner, Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg

Der Roundtable versammelte einschlägige Experten und Expertinnen der Planungs- und Baubranche. Michael Grobauer, Forschungsleiter am Zentrum für Alpines Bauen der FH Salzburg, berichtete, dass derzeit an der Normierung von Holzbauteilen gearbeitet werde. Dies würde Planungsprozesse und Sicherheitsfragen stark vereinfachen. Bauen mit Holz erfährt am Land derzeit eine Renaissance.

Smart City-Koordinator Franz Humer, GR Brandstätter

Doch mittlerweile gibt es auch erste Vorzeigeprojekte aus dem urbanen Raum, etwa im Bereich des mehrgeschoßigen Holzwohnbaus. Dies bestätigte Dominique Gefahrt vom Wohnbauträger Heimat Österreich. Sein Unternehmen werde weiterhin im Holzbau aktiv bleiben. Gabriella Gehmacher-Leitner, Bürgermeisterin von Anif, berichtete von einer Holzwohnanlage in ihrer Gemeinde, in der die Bewohner und Bewohnerinnen sehr zufrieden seien.

Holz als nachwachsender, regional verfügbarer Rohstoff mit hoher Klimaschutzwirkung

Hans Holzinger, Robert-Jungk-Bibliothek

30 Millionen Kubikmeter Holz wachsen jedes Jahr in Österreichs Wäldern nach.  Pro Sekunde ist das ein Kubikmeter Holz. Für ein Einfamilienhaus in Holzbauweise braucht man etwa 40 Kubikmeter, das lässt sich auch umrechnen auf Wohnanlagen in Holz, so daten der Homepage www.holzistgenial.at. Holz ist nicht nur ein sehr behaglicher Baustoff, sondern seine Verwendung schützt auch das Klima. Nachwachsende Wälder absorbieren Kohlendioxid und sind damit ein wertvoller CO2-Speicher. 1,5 Mio. Tonnen CO2 werden bereits heute durch das in Österreich verbaute Holz langfristig eingespart. Dazu kommt eine mindestens ebenso hohe CO2-Ersparnis, weil das verbaute Holz andere Baumaterialien, die CO2 verursachen, ersetzt, so eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien. Die Baubranche mit einem Umsatz von jährlich 10 Billionen Dollar ist die umsatzstärkste Industrie der Welt. „Wie gebaut wird, ist eine zentrale ökologische Zukunftsfrage“, so Hans Holzinger von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, der durch den Roundtable führte.

Zum Referenten: Tom Lechner ist Geschäftsführer von LP architektur ZT GmbH in Altenmarkt im Pongau und hat über sein Architekturbüro bereits viele Holzbauten realisiert, darunter mittlerweile auch zahlreiche öffentliche Gebäude und Gewerbebauten, etwa einen Lebensmittelmarkt im Zentrum von Sankt Martin im Tennengau, das Bürogebäude der Softwarefirma „Vivid Planet“ in Henndorf oder die Volksschule in Hallwang. Tom Lechner und sein Team haben bereits zahlreiche erhalten, für die beiden letztgenannten bekommt er im Herbst den BigSee Architektur Award. Er zeichnet auch verantwortlich für den Neubau des Holztechnikum Kuchl 2017, in der Stadt Salzburg war Lechner 2015 beteiligt bei der Neugestaltung, besser Umgestaltung der Panzerhalle auf dem ehemaligen Gelände der Struberkaserne. Dort werden heute nicht mehr Panzer repariert, sondern es finden sich Büros, Geschäfte und Lokale.

Das Veranstaltungsteam

Vorne von links nach rechts: Architekt Tom Lechner, Stadträtin Martina Berthold, Franz Huemer und Josef Reithofer vom Smart City Salzburg-Team, Architekt und Gemeinderat Christoph Brandstätter. Zweite Reihe: Andreas Schmidbauer, Abteilungsleiter Raumplanung & Baubehörde Stadt Salzburg; Moderator Hans Holzinger, Robert-Jungk-Bibliothek

Rückfragen:
DI Franz Huemer, Smart City -Koordinator der Stadt Salzburg, franz.huemer@stadt-salzburg.at
Nina Mostegl, Smart City Team, nina.mostegl@salzburg.gv.at

Fotos: Magistrat Salzburg, Info-Z
Bericht: Hans Holzinger