Mit dem Gleichbehandlungsgesetz (GIBGEs) gibt es einen rechtlichen Rahmen, der die Gleichbehandlung von Frauen und Männern, unterschiedlichen ethnischen Zugehörigkeiten, Altersgruppen, Religionen und sexuellen Orientierungen v.a. in der Arbeitswelt sicherstellen soll. In der Praxis zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab. Daher fordern Black Voices einen nationalen Aktionsplan gegen Rassismus, der Aspekte aus Arbeitsmarkt, Bildung und Gesundheit, Öffentlichkeit und Repräsentation sowie Polizei, Flucht und Migration behandelt. Die geforderten Maßnahmen reichen von Bewusstseinsbildung und Aufklärungsarbeit über den Aufbau der Diversität in der medizinischen Forschung, Lehre und Praxis bis hin zu Reformierung des Wahlrechts und der Einrichtung unabhängiger Kontrollstellen gegen polizeiliches Fehlverhalten.
Gemeinsam mit Noomi Anyanwu (Black Voices Volksbegehren), Hanna Begi? (Magazin Qamar, Magazin Biber) und Andrea Klambauer (Salzburger Landesrätin u.a. für Integration) fragten wir in dieser Kooperationsveranstaltung mit dem Club Alpbach Salzburg nach den Ursachen, warum antirassistische Politik noch nicht (ausreichend) in der Praxis umgesetzt wird und wie antirassistische Forderungen in der Praxis umgesetzt werden können. Unter der Moderation von Maria Anwar, Vorstandsmitglied des Club Alpbach Salzburg, wurden Fragen nach den strukturellen Ursachen von Diskriminierung und Rassismus behandelt. Noomi Anyanwu verwies etwa auf die Benachteiligung von Menschen mit anderer Hautfarbe oder einem anders klingenden Namen bei Bewerbungsgesprächen. Zudem sei es nicht hinnehmbar, dass ein großer Teil von in Österreich lebenden Menschen vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen ist. Eine der Forderungen des Black Voices Volksbegehren lautet daher, dass alle Personen, die mindesten fünf Jahre in Österreich leben, hier auch wählen und sich auch der Wahl stellen dürfen.
Die Journalistin Hanna Begi? betonte die Rolle von Diversität in allen Gesellschaftsbereichen, so auch im Journalismus. Nur diverse Erfahrungshintergründe würden eine diverse Berichterstattung ermöglichen. Mit Medien wie Quamar oder Biber würden junge Menschen die Möglichkeit bekommen, erste journalistische Erfahrungen zu machen, um so den Einstieg in die Medienbranche zu schaffen. Landesrätin Klambauer bestärkte den Ansatz, dass Unternehmen tatsächliche Diversität umsetzen müssten – bis hinauf in die Spitzenpositionen. Es reiche nicht, einige Vorzeigepersonen zu haben, sondern alle Ebenen müssten sich mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen. Kontrovers diskutiert wurde die Frage nach Quoten – Klambauer war hier anders als die Mitdiskutantinnen, skeptisch. Auch den Ansatz von „safe spaces“, also von Räumen, die nur bestimmten Gruppen offen stehen sollen, sah sie kritisch, etwa im Bereich von Jugendzentren, weil dies der Segregation weiter Vorschub leiste.
Die anregende Diskussion am Podium und dann auch mit dem großteils jungen Publikum machte deutlich, dass sowohl im Bereich des Alltagsrassismus als auch der struktureller Benachteiligungen noch viel zu tun ist – das Volksbegehren Black Voices will dazu beitragen. Mehr zur Diskussion siehe das Video.
Bereits am Nachmittag fand ein Workshop mit Alumni des Club Alpach Salzburg statt, in dem über die Gefahren von bewusstem und unbewusstem Alltagsrassismus und Strategien Verbündete:r zu sein gearbeitet wurde. Der Workshop wurde von Mishela Ivanova, PhD für die Organisation ZARA – Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit gehalten. Mishela ist als Senior Scientist an der Paris Lodron Universität Salzburg tätig.
Bericht: Hans Holzinger. Video: Carmen Bayer Fotos: Eva-Maria Schitter, Carmen Bayer