An einer „Brennpunkthauptschule“ in Salzburg wurde im letzten Schuljahr das Fach „Kreative Mediengestaltung“ eingeführt. Der Initiator hat für die Robert-Jungk-Bibliothek ein Arbeitspapier zu den theoretischen Hintergründen, praktischen Ansätzen und Zukunftspotenzialen dieses innovativen Unterrichtsgegenstandes verfasst.

„WeTube“ – das ist Spaß, das ist Kreativität und das ist vor allem ein neuartiger Zugang zur schulischen Medienbildung. Der am MediaLab der Universität Mozarteum tätige Komponist, Pädagoge sowie Wissenschaftler Dr. Iwan Pasuchin hat in jahrelanger Forschungs- und Praxisarbeit eine Methode entwickelt, die sich in erfrischender Weise von der üblichen Kenntnisvermittlung in Bezug auf Computer unterscheidet. Anstatt von bestehenden Funktionen auszugehen, wird am Beginn jedes Lernblocks die Frage gestellt, was die SchülerInnen inhaltlich sowie formal umsetzen wollen und wie sie sich selbst dabei zu präsentieren wünschen. Erst darauf aufbauend erfolgt die Suche nach Software, die Funktionen zur Realisierung dieser Ideen bereitstellt. Dafür müssen gängige Programme oft „gegen den Strich gebürstet“ bzw. richtiggehend dazu gezwungen werden, tatsächlich zum Werkzeug des Ausdruschs der Meinungen und Identitäten der Kinder und Jugendlichen zu avancieren. Mit geringem technischem Aufwand sowie unter Zuhilfenahme zumeist kostenloser bzw. ohnehin verfügbarer Werkzeuge entstehen so Produktionen mit großer Wirkung – v.a. hinsichtlich des Spaßfaktors. Die Freude der Teilnehmenden wird offensichtlich auch von tausenden anderen Menschen geteilt, wofür die über 40.000 Klicks auf dem Kanal www.youtube.com/user/tubethewetube sprechen, auf dem die wichtigsten Endergebnisse veröffentlicht werden.

Dass hinter all der „Gaudi“ auch ein gesellschaftpolitischer Anspruch steht, wird den Heranwachsenden gegenüber gar nicht artikuliert. Dabei sind die übergeordneten Kompetenzen, welche sie sich im Rahmen solcher Projekte quasi nebenbei erwerben, von enormer Tragweite. Schließlich ist es eine altbekannte Tatsache, dass instrumentelle, aus größeren Kontexten herausgerissene Kenntnisse mit höchster Geschwindigkeit veraltern und obsolet werden. Noch mehr gilt das für Fertigkeiten hinsichtlich Computertechnologien, welche sich unaufhaltsam weiterentwickeln. Jugendliche, die entsprechend geschult werden, können das Gelernte weder beruflich nutzen, noch üben sie im Zuge dessen einen mündigen Umgang mit den ihren Alltag durchdringenden Medienanwendungen. Dagegen wird ihnen im – aus dem an zahlreichen Schulen österreichweit realisierten und bereits mehrfach ausgezeichneten WeTube-Konzept heraus entwickelten – Fach „Kreative Mediengestaltung“ vor allem eines beigebracht: Die Beherrschung von Technologien im wahrsten Sinne des Wortes.

Iwan Pasuchin: Kreative Mediengestaltung als demokratische Erfahrung. Theoretische Hintergründe, praktische Ansätze und Zukunftspotentiale eines innovativen Unterrichtsfaches als einer „Brennpunkthauptschule“ in Salzburg. JBZ-Arbeitspapier 14. Salzburg 2012, 35 S.
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