niko-paech_kbwGroß war das Interesse am Vortrag von Niko Paech, der am Fr., den 2. Dezember 2016, in der Dombuchhandlung in Salzburg stattfand. Eingeladen hatte das Salzburger Bildungswerk gemeinsam mit dem Katholischen Familienverband und der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen. Am 3. Dezember war Paech dann zu Gast bei Michael Kerbler in der Reihe Zeit.Gespräch beim Kulturverein Schloss Goldegg.  Am 15. Dezember 2016 um 23.30 wird das Zeit.Gespräch  auf ÖRF III gesendet. mehr

Kritik am „Grünen Wachstum“

Hart ins Gericht ging Paech in seinem Vortrag  in der Dombuchhandlung mit dem Wirtschaftsmodell des „Grünen Wachstums“, das auf klimaschonende Technologien setzt, jedoch das Wachstumsdogma selbst nicht in Frage stellt. Jede Steigerung des Bruttoinlandsproduktes gehe mit einer ökologischen Belastung einher, daher sei Grünes Wachstum „nichts anderes als ein symbolischer Ablasshandel“. Je aufgeklärter und fortschrittlicher eine Gesellschaft, desto größer sei das Phänomen des „ökologischen Versteckspiels“. Passivhäuser und 3-Liter-Autos, Photovoltaik und Bio-Nahrungsmittel beruhigen das ökologische Gewissen während unvermindert Flugreisen angetreten und über Bedarf Konsumgüter angehäuft werden. Mit einem Blick auf den CO2-Ausstoß der letzten Jahre stellt man fest, dass der einzig markante Rückgang im Verlauf der Statistik der Weltwirtschaftskrise 2008 geschuldet/zu verdanken ist und nicht den immensen Investitionen in den „grünen“ Umbau der Wirtschaft.

„Verzicht als kluge Lust“

Niko Paech vertritt einen wachstumskritischen Standpunkt mit dem Ziel eines kulturellen Wandels und neuen Antworten auf die Frage „Was ist das gute Leben?“. In erster Linie müsse man Reduktionspotenziale erschließen und zu einer neuen Genügsamkeit gelangen. Engpassfaktor Nr. 1 in Europa sei schließlich nicht mehr Geld, sondern Zeit. Unsere Lebenszeit sei stark verdichtet und es fehle die Zeit, erworbene Produkte überhaupt zu nutzen und zu genießen. Auch eine Rückbesinnung auf mögliche Formen der Selbstversorgung führe zu einem zukunftsfähigen Wirtschaftsmodell – Konsumenten sollen hinterfragen, wie viel unternehmerische Versorgung sie benötigen und sich zu „Prosumenten“ weiterentwickeln.

„Es existieren keine nachhaltigen Produkte, sondern nur nachhaltige Lebensstile“, verdeutlicht der Postwachstumsökonom. Dass nachhaltiges Wirtschaften mit Abstrichen in der gewohnten Lebensweise einhergeht, streitet er nicht ab. Er animiert aber dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und neu zu bewerten, was „gutes Leben“ wirklich ausmacht. „Verzicht ist kluge Lust“, gibt er seinen ZuhörerInnen mit auf den Weg und entlässt sie in die abendliche Altstadt, wo inzwischen Stille eingekehrt ist. (Aus dem Pressebericht des KBW).

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