Es war eine spannende und angeregte Diskussion über den Aufbruch in die Demokratie, der mithilfe konkreter Utopien und optimistisch gelingen könnte. Wer sich ein Patentrezept, bzw. ein konkretes Konzept für die Neugestaltung unserer demokratischen Gesellschaft gewünscht hat, der wurde bei der Montagsrunde am 24.4.  „Aufbruch zur Demokratie“ vermutlich überrascht. Es ist die Schaffung verschiedener Räume und Möglichkeiten, die es uns ermöglicht das gesellschaftliche Leben mitzugestalten und so das demokratische System langfristig umzukrempeln, so die Impulsgeberin der 95. Montagsrunde Tamara Ehs, Politikwissenschaftlerin der Universität Wien.

Es geht also um Partizipation, Selbstverantwortung und eine neue Kulturentwicklung. Richtig, eine vitale Demokratie benötigt den Meinungsaustausch, die Vielfalt und verschiedenste Möglichkeiten sich einzubringen. Die Regierungen, so Ehs, wären mit Berufspolitikern und –politikerinnen nicht wirklich repräsentativ besetzt. Der Regierungsarbeit fehle es an der Expertise und den Meinungen der Bürger und Bürgerinnen, auch von jenen Menschen, die höchstens noch für Populisten erreichbar sind und die entweder gegen das Establishment kämpfen, oder bereits resignativ ihrer Politikverdrossenheit nachhängen.

Als Beispiele nennt die Politologin neue demokratische Formen des Unternehmertums, die die Kluft zwischen Angestellten und Unternehmern und Unternehmerinnen schwinden lassen, oder Nicht-kommerzielle Kooperativen. Mitbestimmung kann auch im Rahmen von Bürgerhaushalten passieren, wo Bürger und Bürgerinnen über die Verwendung von Teilen des Budgets einer Gemeinde, Region, oder Stadt mitentscheiden können. Der  Bürgerrat nach Vorarlberger Modell, wie er auch in Salzburg bereits mehrmals durchgeführt wurde, wird in diesem Zusammenhang genannt. Auch ergänzt der irische Bürgerrat seit 2012 die repräsentative Demokratie des grünen Inselstaates und wird vorbereitend für Referenden durchgeführt. So wurde die Möglichkeit der Ehe für Homosexuelle in Irland per Volksentscheid entschieden. Diskutiert, beraten und vorabgestimmt haben darüber 99 Bürger und Bürgerinnen im Rahmen des Bürgerrats/Citizen Assembly.

Es braucht also nicht nur fertige Konzepte, die dem Volk vorgelegt werden, es geht darum die Lust am Mitgestalten zu etablieren und das Interesse für Politik zu wecken. Ganz in dem Sinne: wer nicht gestaltet, wird gestaltet.

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