„Fortschritt entsteht, wenn möglichst viele Menschen über Fortschritt reden“, so Sascha Mamczak in der gestrigen Montagsrunde, in der er dafür plädierte, möglichst viele soziale Räume zu schaffen, in denen über die Zukunft gesprochen wird.

Den menschengemachten Klimawandel sowie die große Finanzkrise von 2008 machte Mamczak als Phänomene aus, die auf eine Nicht-Mehr-Steuerbarkeit der Zukunft verweisen. Dabei gehe es um zwei Aspekte: Während wir die persönliche Zukunft nach wie vor als positiv einschätzen, habe sich im Blick auf die Welt als Ganzes ein Negativbild verfestigt: „Wir setzen zwei unterschiedliche Zukunftsbrillen auf“. Markant sei der Verlust einer Zukunftsstrategie, auf die man sich berufen könnte, wie dies etwa in den 1930-Jahren die Wirtschaftstheorie von Keynes ermöglicht hatte. Mamczak konstatierte einen doppelten Orientierungsverlust: „Wer ist verantwortlich? Und wer hat Antworten?“

Veränderungen würden immer der Vorarbeit Weniger bedürfen und sie zeigen sich in neuen Werten, so Mamzcak. In der französischen Revolution seien dies neue philosophische Strömungen und der Anspruch gewesen, dass alle Menschen gleich sind. Drei Strategien machte der Autor für den Wandel heute aus: 1) Politische Arbeit in sozialen Bewegungen, durch Beteiligung an Wahlen, die Mitarbeit in einer Partei oder durch Gründung einer neuen Partei. Adressat hier sind die politische Institutionen. 2) Die Veränderungen unserer Lebens- und Konsumstile, das Vorleben neuer Modelle, etwa im Sinne der „Befreiung vom Überfluss“ nach Niko Paech. Das politische Subjekt hier seien wir als Bürger und Bürgerinnen. 3) Neue Narrative etablieren, wie dies etwa mit dem Begriff des „Anthropozän“ versucht werde. Das angesprochene Subjekt hier sei „die Menschheit“.