„WIR gemeinsam“, der Talente-Tauschkreis Salzburg und der Sozialzeitausweis Elixhausen wurden am gestrigen Abend in der JBZ-Reihe „Projekte des Wandels“ präsentiert, der dem Thema „Zeit schenken – Zeit tauschen“ gewidmet war. Vorgestellt werden diese und viele weitere Projekte im von der JBZ betreuten Salzburger Atlas für nachhaltigen Entwicklung (www.salzburgnachhaltig.org).

Hier ein Bericht sowie die Downloads der Unterlagen.
Wir gemeinsam | Talente Tauschkreis Salzburg | Sozialzeitausweis Elixhausen

Über 1.500 Mitglieder zählt das Projekt „WIR gemeinsam“ (www.wirgemeinsam.net), das in Oberösterreich gestartet wurde und mittlerweile mit Flachgau Mitte, Flachgau Nord, Tennengau Nord und Hallein auch vier Gruppen in Salzburg aufweist, berichteten Andreas Haunold und Renate Schaber. Zwei Initiativen verfolgt „WIR gemeinsam“: den Tausch von Tätigkeiten im Sinne von gelebter Nachbarschaft. Die Arbeiten reichen dabei von Kinderbetreuung und Unterstützung im Haushalt über Gartenarbeit, Lernhilfen und Mobilitätsdiensten bis hin zu Besuchsangeboten. Getauscht werden aber auch Dinge wie Obst oder Salatpflanzen aus dem eigenen Garten oder Selbstgemachtes. Basis sind Zeitgutscheine sowie ein Jahresmitgliedsbeitrag, über den eine Versicherung für alle Mitwirkenden abgeschlossen wird. Der zweite Bereich bezieht sich auf die Förderung der Regionalwirtschaft. Unternehmen und Gemeinden sollen in die Tauschvorgänge eingebunden werden. Ein Zeitgutschein entspricht dabei einem Gegenwert von 10 Euro. Hier steht die Initiative noch an Anfang, berichtete Andreas Haunold. Die Gemeinden St. Georgen an der Gusen und  Kremsmünster wurden bereits Mitglied und nehmen die WIR gemeinsam-Währung an. Gut laufen mittlerweile aus „WIR gemeinsam“ heraus entstandene Gemeinschaftsgärten, die etwa in Seekirchen und Thalgau gegründet wurden, ergänzte Renate Schaber.

Anja Arnold und Fritz Keller berichteten in der Folge über den bereits 1996 gegründeten Talente-Tauschkreis Salzburg (www.tauschkreise.at), der über 120 aktive Mitglieder verfügt. Die Tauschgeschäfte werden auch hier ohne Geld abgewickelt, die Verrechnungseinheit ist eine Stunde, – genannt Talente-Stunde. Mitglied werden kann jede Person, die sich bereit erklärt, die Regeln und Statuten des Vereins zu akzeptieren und die Beitragsvorschreibungen des Vereins einzuhalten. Ziel der Vereinsaktivitäten ist auch hier die Förderung von Kontakten von Privatpersonen, Vereinen und Organisationen, die an einer solidarischen sowie umwelt- und menschengerechten Wirtschaft interessiert sind. Auch aus dieser Gruppe ist ein Gemeinschaftsgarten-Projekt entstanden. Bearbeitet und bebaut wird der Garten des Kapuzinerklosters in Salzburg.

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Anita Moser von Gemeindeentwicklung Salzburg (www.gemeindeentwicklung.at) informierte schließlich über die Projekte „Sozialzeitausweis“, „Sozialzeitbilanz“ und „Sozialzeitkonto“ des Mehr-Generationen-Dorfes Elixhausen. Im Sozialzeitausweis werden ehrenamtliche Aktivitäten wie Gartenarbeit, Einkaufsdienste oder Vorlese-Tätigkeiten für ältere Gemeinde-Bewohnerinnen und -Bewohner erfasst. Im Sinne eines Bonus-Modell sollen die dokumentierten Sozialaktivitäten bei Bewerbungen berücksichtigt werden, so Moser. Das von der Gemeinde betreute Sozialzeitkonto erfasst ehrenamtliche Tätigkeiten. Für jede Stunde Arbeit wird ein Euro gutgeschrieben. Dieser Betrag kann angespart werden, am Jahresende abgehoben oder auch einem Verein gespendet werden. 70 bis 80 Personen beteiligen sich derzeit an der Aktion, wobei die Mehrzahl der Teilnehmenden den Erlös spenden. In der Sozialzeitbilanz versucht die Gemeinde möglichst alle ehrenamtlichen Tätigkeiten zu erfassen um diese am Jahresende ebenfalls in einer Bilanz auszuweisen. Das Modell Elixhausen kann gerne von anderen Gemeinden übernommen werden, das Formular für den Sozialzeitausweis stellt die Gemeindeentwicklung Salzburg als kostenlosen Download zur Verfügung.

Die Diskussion zeigte, dass die Motivation zum Mitmachen insbesondere im solidarischen Miteinander und in der Gemeinschaftspflege gesehen wird. Es geht darum, als sinnvoll erachtete Projekte zu unterstützen. Bisher laufen die Initiativen mehrheitlich auf ehrenamtlicher Basis, was eine Stärke aber auch eine Schwäche sein kann. Zum einen handelt es sich um zivilgesellschaftliche Initiativen, die auf Selbstorganisation basieren. Zum anderen tragen Projekte wie die hier geschilderten wesentlich zum Gemeinwohl bei, eine Unterstützung durch die öffentliche Hand (wie im Falle Elixhausens) ist daher zu begrüßen. Einigkeit herrschte darüber, dass das Internet neue Möglichkeiten der Vernetzung bietet und Open Source-Softwaren Tauschsysteme erleichtern werden. Als aktuelles Beispiel gilt die Plattform „Frag nebenan“, die österreichweit Nachbar*innen vernetzen möchte (www.fragnebenan.at).

 

 

 

 

 

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