Die Tagung „Zukunft Migration“, die vom 1.-2. Dezember 2016 von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) im Auftrag von „Salzburg 20.16“ ausgerichtet wurde, beleuchtete Zukunftsaspekte von Flucht und Migration: Fragen zu globalen Entwicklungen wurden ebenso gestellt wie jene zum Arbeitsmarkt, zur Rolle der Medien und der Politik.
Zum Inhalt der Publikation
Landesrätin Martina Berthold skizziert in ihrer Einleitung das Bild eines bunten Salzburg, das die Chancen von Zuwanderung erkennt, ohne die Herausforderungen zu negieren. Herausgeber Hans Holzinger von der JBZ stellt Flucht und Migration in den Kontext des modernen Sozialstaats und ortet aktuell vier unterschiedliche Debattenstränge. Anhand von Studien zeigt er, dass der Diskurs über Migration seitens der Politik konstruktiv gestaltet werden kann. Mitherausgeberin Birgit Bahti?-Kunrath schließt hier an, indem sie die Konturen eines sozialen Menschenrechtsstaates nachzeichnet, der auf verbindlichen Grundrechten auch für Zuwandernde basiert.
Prognosen über zukünftige Migrationsbewegungen anhand der geopolitischen Weltlage gibt Markus Pausch von der FH Salzburg. Zugleich skizziert er ein Bild der EU-Migrationspolitik sowie drei mögliche Zukunftsszenarien für die Migrationspolitik in Österreich. Gudrun Biffl, Migrationsexpertin der Donau-Universität Krems, zeichnet in der Folge den Wandel des Diskurses über Migration seit den 1970er-Jahren nach und ortet eine Zukunftschance in der besseren Verbindung von Migrations- und Entwicklungspolitik.
Sylvia Hahn, Vizerektorin der Universität Salzburg, beschreibt Migration aus historischer Perspektive und als globales Phänomen, das Europas Geschichte wesentlich geprägt hat. Nicht Sesshaftigkeit, sondern Wanderungsbewegungen seien die Normalität, so ihre zentrale Aussage. Birgit Einzenberger vom UNHCR lenkt den Blick auf die spezielle Bedrohungssituation von Frauen auf der Flucht und macht konkrete Vorschläge für eine frauenspezifische Flüchtlingspolitik.
Karl-Heinz Meier-Braun, langjähriger Integrationsbeauftragter des SWR, schildert anschließend die Rolle der Medien im Migrationsdiskurs und er zeigt an Beispielen, wie Medien eine integrative Flüchtlingspolitik unterstützen können. Der Architekturexperte Daniel Fuhrhop plädiert in seinem Beitrag dafür, den Leerstand von Wohnungen für Flüchtlinge zu nützen, um damit deren Integration sowie die Revitalisierung schrumpfender Städte und Orte zu fördern.
Die drei weiteren Beiträge widmen sich dem Thema Qualifikationen von Flüchtlingen. Wolfgang Aschauer von der Universität Salzburg zeigt zunächst anhand von Untersuchungen die De-Qualifizierungsspiralen von Flüchtlingen auf und erinnert daran, dass Flüchtlinge erheblichen Startschwierigkeiten im Aufnahmeland ausgesetzt sind. Daran anknüpfend plädiert Lisa Oberparleitner vom Flüchtlingsdienst der Diakonie Salzburg für einen wertschätzenden Umgang mit Flüchtlingen und ein lösungsorientiertes Ansetzen an deren Ressourcen in der Sozialen Arbeit. Manfred Oberleitner von der PH Hochschule Salzburg und Kirsten Ben Haddou, Expertin für Interkulturelle Erziehung, schildern in der Folge mit der „Silent University“ in der deutschen Stadt Ruhr ein Empowerment-Projekt, in dem Flüchtlinge in Vorlesungen und Vorträgen ihr Wissen weitergeben – freilich außerhalb des etablierten Bildungssystems, daher der Begriff „Silent“.
Die abschließenden Beiträge gehen auf die Salzburger Situation ein. Julia Graffer beschreibt die Werte- und Orientierungskurse des Österreichischen Integrationsfonds, die auch von in Salzburg lebenden Asylwerben-den besucht werden. Lara Erber und Peter Mittendorfer informieren über das vom Land Salzburg eingerichtete „Qualifikationsscreening“ für Asylwerbende in Salzburg sowie dessen erste Ergebnisse. Gemeinsam mit Franz Neumayer gibt Lara Erber in der Folge einen Einblick darüber, wie und wo Salzburgs Flüchtlinge wohnen und welche rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür bestehen.
Gottfried Lochner gibt einen Einblick in die Angebote des Arbeitsmarktservice Salzburg für Asylberechtigte und benennt Herausforderungen im Kontext der Integration von Asylwerbenden in den Arbeitsmarkt. Die Ziele und Aufgaben der von der Salzburger Landesregierung ins Leben gerufenen Integrationsplattform Salzburg schildert schließlich Murat Özdemir. Mitherausgeber Stefan Wally zeigt in seinem essayistischen Ausblick, dass in Salzburg immer ein- und ausgewandert wurde und dass dies auch in Zukunft so sein wird.
Der Band endet mit zentralen Thesen aus den insgesamt sechs Workshops der Tagung, die zu den Bereichen „Integration im Kontext von Identitäten und Werten“, „Berufliche Integration“, „Bilder von MigrantInnen in den Medien“, „Flüchtlinge und Wohnen“, „Frauen auf der Flucht“ sowie „Qualifikation als Empowerment von Flüchtlingen“ durchgeführt wurden.
Birgit Bahtic-Kunrath, Hans Holzinger, Stefan Wally (Hg.): Zukunft Migration. JBZ-Arbeitspapier 37. Salzburg 2017, 170 S.
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