Täglich 800 Leser und Leserinnen, darunter zwei Drittel Studierende, 19 Lesesäle, 40.000 Neuzugänge pro Jahr und der Plan, an die 600.000 urheberrechtsfreie Bücher digital zugänglich zu machen – soweit einige Zahlen, die Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), in der mittlerweile 107. JBZ-Montagsrunde über ihre Einrichtung präsentierte.

Wir bräuchten dritte Orte neben der Wohnung und dem Arbeitsplatz, dazu zählten auch Bibliotheken, in denen gearbeitet wird, in denen man aber auch Menschen trifft. Bibliotheken hätten somit eine Art Dorfbrunnenfunktion, so Rachinger, die über die 650-jährige Geschichte sowie aktuelle Projekte der Österreichischen Nationalbibliothek sprach.

Aufgabe der Österreichischen Nationalbibliothek sei es, die im Land erschienenen Bücher, Zeitschriften und Zeitungen verfügbar zu machen sowie deren Langzeitarchivierung. Zudem werden pro Jahr für eine Million Euro Werke österreichsicher Autorinnen und Autoren, die in anderen Ländern erschienen, angekauft. Davon unabhängig spielt die Digitalisierung eine wesentliche Rolle. Digitalisiert werden ausschließlich alte Werke, keine Neuerscheinungen! Als erste Nationalbibliothek in Europa hat die ÖNB in einem Public-Private-Partnership-Projekt mit Google sämtliche urheberechtlich freien Druckwerke digitalisiert. Wir machen über das Internet weltweit allen Menschen unsere Bestände zugänglich, meinte Rachinger im Kontext der „Demokratisierung des Wissens“. Neben Büchern sind mittlerweile 18 Millionen Seiten historischer Zeitungsbestände, 1,5 Millionen Fotos sowie 75.000 historische Ansichtskarten digitalisiert.

Von Moderator Stefan Wally auf die Frage von Nazi-Raubgut angesprochen, das nicht nur Kunstsammlungen, sondern auch solche der Nationalbibliothek betrifft, berichtete Rachinger, dass unter ihrer Leitung geraubte Bestände zurückgegeben wurden bzw. der ermittelte Preis erstattet wurde. Rachinger, unter deren Leitung auch einige der Österreichischen Nationalbibliothek angegliederte Museen wie das Literaturmuseum oder das noch heuer eröffnete Haus der Geschichte Österreich steht, meinte abschließend, dass es das Buch weitergeben, aber in einigen Jahrzehnten womöglich nicht mehr das Leitmedium sein werde. Ein Trend, den Stefan Wally auch für die Robert-Jungk-Bibliothek bestätigte: Allein fast 240.000 Zugriffe verzeichnete das Pro Zukunft-Online Portal im Jahr 2017, in dem unsere Buchbesprechungen digital zur Verfügung gestellt werden.

Bis Jänner 2019 kann die Sonderaustellung „Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek“ besichtigt werden.