Autor Robert Misik und Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl diskutierten mit Stefan Wally von der JBZ über den Aufstieg rechter Bewegungen und die Rolle der Linken heute. Davor und die Diskussion anregend gab es eine Österreich-Vorpremiere einer ARTE-Dokumentation anlässlich 200 Jahre Karl Marx.

Gesellschaften sind immer dynamisch und in Veränderung. Um dies zu begreifen, mache es immer noch Sinn, die Schriften des Philosophen, Ökonomen und Soziologen Karl Marx zu lesen, so Robert Misik, Autor zahlreicher Bücher über Politik, Kapitalismus und die Rolle der Linken. Der Aufstieg der neuen Rechten habe mit ökonomischen und sozialen Verschiebungen zu tun, aber auch mit der Schwächung der progressiven Kräfte. Auf den Punkt gebracht: „Die Rechte ist immer stark, wenn die Linke etwas falsch macht“.

Natascha Strobl hat mit KollegInnen ein Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechte in Europa verfasst. Sie beschrieb den Aufstieg der Rechten als gezielten Aufbau einer Gegenhegemonie nach den Befreiungsrevolten der 1968er-Bewegung. Diese Neue Rechte sei nicht ein Konglomerat von unzufriedenen Bürgern und Bürgerinnen, sondern gezielt geplant und kadermäßig organisiert. Notwendig sei die richtigen Fragen zu stellen und eine Sprache zu finden, die die elementaren Bedürfnisse der Menschen anspricht und erreicht. Hier müsse insbesondere über die Verteilung des Reichtums gesprochen werden.

Soziale und politische Bewegungen sind immer auch Identifikations- und Gemeinschaftsangebote, so ein zentraler Aspekt der Diskussion. Diese Tradition aus der frühen Arbeiterbewegung und den Sozialen Bewegungen in neuen Formen wiederzubeleben, sei ein wichtiger Schritt, um progressive Kräfte erneut zu stärken. In den Worten einer Diskutantin aus dem Publikum: es gehe darum, neue gemeinsame soziokulturelle Praxen zu entwickeln.

Die Veranstaltung war Teil des Programmschwerpunktes „Games Without Frontiers?“, der von 12. April bis 30. Juni 2018 im Literaturhaus Salzburg geboten wird.