Jerome Segal, selbst jüdischer Abstammung, hob in seinem Vortrag bei der 110. JBZ Montagsrunde hervor, dass ein säkulares Judentum, oder ein Judentum ohne Religion, durchaus eine der vielen Formen des praktizierten Judentums sein könne. In manchen Teilen der Welt sei es bereits Mainstream, wie z.B. in Tel Aviv oder den USA. Er spricht beim jüdisch „Volk“ von einem sozialen Konstrukt und weniger einem biologisch determinierten Judentum.
Die Mutter sei nicht mehr der Schlüssel, um sich Jude nennen zu können, die Grenzen hätten sich aufgeweicht. Dieses globale, jüdische Volk habe jüdische Denkweisen hervorgebracht, in denen Toleranz, Kosmopolitismus und Gerechtigkeit zentral seien. Dies ist z.B. darin ersichtlich, dass viele Jüdinnen und Juden federführend bei sozialen Bewegungen waren und immer noch sind. Zum Beispiel waren sie in Studierendenbewegungen sehr aktiv oder setzten sich für die Roma ein. In diesem Rahmen stellte Jerome Segal auch fest, dass auch Antispeziesismus unter Jüdinnen und Juden viele Unterstützer habe. Das sei eine Bewegung die sich für die Rechte anderer Lebewesen einsetze und sich abgrenze gegen die gängige Vorstellung des Menschen als Krone der Schöpfung. Israel sei die „veganste“ Nation in den industrialisierten Zonen der Welt, dies sei kein Zufall, meint er. Die rege Diskussion griff viele Punkte auf, es stellte sich unter anderem auch die Frage, wo die Wurzeln des Antisemitismus liegen, statt was die Wurzeln sind dabei führte die Debatte über Bildung, religiöse Überzeugungen zu den historisch bedingten Entwicklungen. Jerome Segal betrachtete die Aufklärung als eine langwierige jedoch einzig zielführende Methode, zu der er mit seinem gleichnamigen Buch und seinen Vorträgen beitragen wolle.
Der Vortrag ist hier nachzulesen.