„Pflichtlektüre für Europäer“ überschrieb DIE ZEIT ihre Rezension des Buchs „Die ganze Geschichte“ von Yanis Varoufakis. Wir diskutieren in dieser gemeinsamen Veranstaltung mit der GBW Salzburg darüber mit der Politikwissenschaftlerin Sonja Puntscher-Riekmann. Mo. 4. Juni 2018, JBZ, Struberg. 18, 19.00 Anmeldung

Als griechischer Finanzminister löste Yanis Varoufakis eine der spektakulärsten und kontroversesten Auseinandersetzungen der jüngsten politischen Geschichte aus, als er versuchte, die Rettungsvereinbarung für Griechenland mit der EU neu zu verhandeln. Trotz der massenhaften Unterstützung seitens der griechischen Bevölkerung und der bestechend einfachen Logik seiner Argumente – dass die gigantischen Kredite und die damit verbundene Sparpolitik, die seinem bankrotten Land aufgezwungen wurden, eine zerstörerische Wirkung haben – hatte Varoufakis nur in einem Erfolg: Europas politisches und mediales Establishment in Rage zu versetzen.

In seinem Buch „Die ganze Geschichte“ beschreibt Varoufakis die Geschehnisse im Jahr 2015 beginnend mit dem Wahlsieg von Syriza und dem Versprechen, Griechenland aus dem „Schuldengefängnis“ zu befreien und der Sparpolitik ein Ende zu setzen, bis hin zum bitteren Ende, als Alexis Tsipras kapituliert und sich und von seinem Finanzminister trennt.
Varoufakis schildert detailgenau seine Verhandlungen mit der Troika, seine Erfahrungen mit den Medien sowie mit seinem Ministerpräsidenten und Syriza. Deutlich wird dabei, dass durchaus praktikable Alternativen zur Diskussion standen und – hinter den Kulissen – keineswegs Einigkeit in der Ablehnung von Schuldenschnitten herrschte. Doch letztlich wollte man keinen europäischen Präzedenzfall schaffen, der die Disziplin von an-deren südlichen EU-Krisenländern und damit den Euro per se gefährden könnte. Dass da-bei persönliche Animositäten, Heucheleien und Intrigen eine nicht geringe Rolle spielten, wirft kein gutes Licht auf die europäische Demokratie.

Deutlich wird aber auch der Wandel der linkspopulistischen Partei Syriza nach der Übernahme von Regierungsverantwortung: Steigender internationaler Druck verschärft be-stehende ideologische Gegensätze, erzeugt innerparteiliche Zwietracht und erschwert das vormalige Ringen um Reformen und den Kampf gegen die Oligarchie.
Was ist dran an den Einschätzungen von Yanis Varoufakis? Was kann Europa aus der „Griechenlandkrise“ lernen?

Darüber diskutieren wir mit der renommierten Politikwissenschaftlerin und EU-Kennerin Sonja Puntscher-Riekmann. Gerhild Schutti wird zur Einstimmung ausgewählte Passagen aus dem Buch vortragen. Moderation: Hans Holzinger

Sonja Puntscher-Riekmann ist Professorin für Politische Theorie unter Berücksichtigung der Europäischen Politik an der Universität Salzburg und Leiterin des Salzburg Centre of European Union Studies. Von 2003 bis 2011 war sie Vizerektorin der Universität Salzburg, seit 2012 ist sie Vizepräsidentin des Europäischen Forums Alpbach.
Gerhild Schutti ist Trainerin und Coach, Beirätin der Grünen Bildungswerkstatt Salzburg, u.a. Autorin von „Nachhaltigkeit in Zeiten des Wachstumsdilemmas“.
Hans Holzinger ist pädagogischer Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek und betreut u.a. die Reihe JBZ-Zukunftsbuch. Zuletzt von ihm erschienen ist „Wie wirtschaften?“.

Zum Buch: Yanis Varoufakis: Die ganze Geschichte meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment. Kunstmann-Verlag. 2017. 664 Seiten, € 30,-

Rezensionen in DIE ZEIT  FAZ  DEUTSCHLANDFUNK

Die Reihe „JBZ-Zukunftsbuch 2918“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.