Dhenya Schwarz forscht an der RWTH Aachen und ist Preisträgerin des Nachwuchspreises des Netzwerks Zukunftsforschung. Am 25. März 2019 referierte sie in der 126. JBZ-Montagsrunde über ihre Forschungsarbeit zum Thema „Digitale Selbstvermessung“. Folgende Fragen stellte sie sich dabei und suchte Antworten darauf: Warum vermessen wir uns selbst? Wer hat dabei die Kontrolle über wen? Welche Ziele stehen hinter der via Selbstvermessung betriebenen Optimierung? Welchen Nutzen ziehen wir selbst daraus und welchen Einrichtungen wie Krankenkassen, Unternehmen oder die Politik? Damit zusammenhängend: was liegt in unserer persönlichen Verantwortung und wo beginnt jene der Gesellschaft bzw. Politik?

Was technisch möglich ist, muss nicht immer umgesetzt werden, aber die Verführung ist groß, dass dies geschieht, so die Sozialwissenschaftlerin. Bei der Vermessung des Selbst gehe es um Fitness, Gesundheit, Wissen, Sicherheit, Produktivität und eben (Selbst)-Optimierung. Die Palette reicht von der bekannten Smartwatch, die Schritte oder den Puls misst, bis hin zur High-Tech-Klomuschel, die permanent die Qualität des eigenen Urins erfasst. Noch bessere Daten können etwa der Wissenschaft dienen oder die Gesundheitsprävention voranbringen, so Schwarz. Doch der Grat zum Missbrauch sei schmal. Die immer genauere Festlegung, etwa was gesund oder krank, schön oder hässlich ist, führe zur Einschränkung der Freiheit. Ausgehend von der subtilen Machtausübung von Institutionen nach Michel Foucault warnte Schwarz vor der rapiden Ausweitung der Selbstvermessung, bei der zwischen Freiwilligkeit und subtilem Zwang nicht immer zu unterscheiden sei.

Ein höchst spannender Abend bei wiederum vollem Haus in der Robert-Jungk-Bibliothek in der von Stefan Wally moderierten Reihe der JBZ-Montagsrunden.

Foto: Reinhard Geiger