Der Zusammenhang von aktiver Mobilität und Gesundheit war Thema einer Veranstaltung in der Reihe JBZ-Projekte des Wandels gemeinsam mit Smart City Salzburg, die am 24. Juni in der Stadt-Galerie Lehen stattgefunden hat. Wir hörten drei spannende Impulsreferate von Sportmediziner Primar Josef Niebauer, Bernhard Zagel von Z GIS der Universität Salzburg und Josef Reithofer von der Salzburger Stadtplanung, moderiert von Sarah Gruber vom ORF Salzburg. Groß war auch das Medieninteresse. Es erschienen Vorberichte in den Salzburger Nachrichten und im Salzburger Fenster, in Radio Salzburg ist ein Livegespräch mit Primar Niebauer geplant.

Univ. Prof. Josef Niebauer referiert über die gesundheitlichen Folgen von Bewegungsmangel

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben mehr als ein Drittel der Erwachsenen und über zwei Drittel der Jugendlichen in Europa zu wenig Bewegung. „Sitzen ist das neue Rauchen“ – so brachte Primar Josef Niebauer, Vorstand des Universitätsinstituts für Sportmedizin Salzburg, den Umstand, dass wir uns immer weniger bewegen, auf den Punkt. Der Sportmediziner zählte auf, welche Folgen der zunehmende Bewegungsmangel hat – von der Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit bis hin zu einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen.

Das heißt: Ausreichend Bewegung verlängert unser Leben und zählt ganz wesentlich zu Gesundheitsvorsorge. Mit „aktiver Mobilität“ werden die Fortbewegungsweisen Radfahren und Zu Fuß-Gehen bezeichnet. Sie empfehlen sich nicht nur als sinnvolle Freizeitaktivität, sondern auch und ganz besonders für die Zurücklegung unserer Alltagswege. Im Sinne des Arbeitsweges als „Fitnesscenter“.

Prof. Niebauer plädierte für eine Besserstellung der Radfahrenden und der Fußgänger im Stadtverkehr, was von breiteren Rad- und Gehwegen bis hin zu deren rechtzeitigen Räumung von Schnee im Winter reiche. Er warnte vor der Falle „E-Bike“, da dieses dazu verleite, häufig den „Motor“ anzustellen. Das „E-Bike“ werde dann zum Moped.

Dr. Bernhard Zagel von Z GIS informiert über betriebliches Mobilitätsmanagement

Z GIS der Universität Salzburg hat gemeinsam mit Prof. Niebauer eine Studie namens GISMO (Geographical Information Support for Health Mobilitiy) mit 70 Probanden mit Tendenz zu Übergewicht des Salzburger Landeskrankenhauses (SALK) durchgeführt. Jene MitarbeiterInnen, die die Arbeitswege im Versuchsjahr mehrheitlich mit dem Rad bzw. in Kombination von Öffentlichem Verkehr und Zu-Fuß-Gehen zurückgelegt haben, zeigten eine spürbare Verbesserung ihrer körperlichen Verfassung. Z GIS entwickelte im Gefolge des Projekts mit der Firma Trafficon ein Informationsportal für Unternehmen, die leicht und rasch die gesundheitsverträglichsten Wege der MitarbeiterInnen zur Arbeit eruieren lassen, wie Dr. Bernhard Zagel berichtete.

Für betriebliches Mobilitätsmanagement und den Umstieg der Belegschaften auf den Öffentlichen Verkehr bzw. das Fahrrad seien die „Umfeldqualitäten“ – sprich die Anbindung von Unternehmen und Wohnanlagen an den ÖV bzw. an Radwegenetze wichtig, so Zagel. Diese werden mit der App erhoben. Gesprochen wird hier von „Bikeability“. Unternehmen können zusätzlich Anreize setzen wie Duschen, attraktive Radgaragen oder Jobräder.

Mag. Josef Reithofer berichtet über die Radverkehrstrategie 2025 der Stadt Salzburg

Die Stadt Salzburg zählt heute mit Graz zu den fahrradfreundlichsten Städten in Österreich: 20 Prozent der Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt. Zum Einkaufen in der Innenstadt verwenden sogar über 30 Prozent das Fahrrad. An Spitzentagen werden an den Staatsbrücken-Unterführungen bis zu 16.000 RadlerInnen gezählt. „Doch Salzburg hat Luft nach oben“ – diese Aussage von Prof. Niebauer bestätigte Josef Reithofer von der Stadtplanung in seinem Impuls. Im Rahmen der Radverkehrsstrategie 2025+ wird daher derzeit an einem durchgängigen Radwegenetz an allen zentralen Achsen der Stadt gearbeitet. Zudem sei ein flächendeckendes Bike Sharing-Konzept geplant.

Allein mit dem Ziel, den Radverkehrsanteil bis 2025 von heute 20 auf 24 Prozent zu steigern, würden täglich 35.000 PKW-Fahrten eingespart, so Reithofer. Ein zentrales Handlungsfeld der Radverkehrsstrategie sei der Ausbau der Radinfrastruktur. Die Investitionen werden in den nächsten Jahren von einer auf zwei Millionen Euro jährlich angehoben.

In der Diskussion wurden insbesondere attraktive Angebote für Park- bzw. Bike and Ride sowie mehr Platz für Radfahrende und Fußgänger in der Stadt hervorgehoben. Dazu gehöre auch ein ansprechender öffentlicher Raum.

Resümee: Der VCÖ bestätigt in einer Studie „Mobilität als soziale Frage“ den Gesundheitswert einer aktiven Mobilität: „Vor allem kurze PKW-Fahrten haben großes Potenzial zur Verlagerung auf andere, ökologisch verträglichere Mobilitätsformen.  Gehen und Radfahren leisten einen wichtigen Beitrag zu einem klimaverträglichen Verkehrssystems. Regelmäßig Radfahrende haben aber auch durchschnittlich weniger Körpergewicht als vorwiegend Pkw-Fahrende. Bei Männern macht der Gewichtsunterschied rund vier Kilogramm aus. Der Gesundheitsnutzen durch zusätzliche Bewegung übersteigt das Gesundheitsrisiko durch Schadstoffe oder Unfälle beim Radfahren oder Gehen um ein Vielfaches.“ Und – dies zeigt eine andere Erhebung des VCÖ – das Umstiegspotenzial vom Auto auf den Umweltverbund ist nach wie vor groß, wenn die Anreize entsprechend gestaltet werden.

Organisation und Bericht: Mag. Hans Holzinger, JBZ, Moderation: Sarah Gruber, ORF.