Wo stehen wir mit der Politischen Bildung in Salzburg? Welche Angebote gibt es für wen? Welches Niveau der Politischen Bildung besteht? Und was kann man verbessern? Diesen Fragen stellten sich Markus Pausch (FH Salzburg) und Stefan Wally sowie Dagmar Ziegler (JBZ). Konkrete Vorschläge und umfassende Daten liegen nun vor.
Das gibt es an Politischer Bildung
Im ersten Schritt wurde erstmals systematisch zusammengetragen, wo in Salzburg politischen Bildung geleistet wird. Bei knapp 40 Gesprächen wurden Inhalte, Ausmaß und Reichweite der verschiedenen dezentral organisierten Angebote zusammengestellt. Im Land Salzburg wird jeder vierte Bürger bzw. jede vierte Bürgerin zu-mindest einmal im Jahr mit Politischer Bildung konfrontiert. Neun von zehn diese Kontakte entfallen auf das Schulsystem. Sieben Prozent der TeilnehmerInnen an Politischer Bildung entfallen auf die Erwachsenenbildung, drei Prozent verteilen sich auf Bildungseinrichtungen für MigrantInnen, für Jugendliche, Einrichtungen für Bildung zum Thema Europäische Integration sowie die Universitäten und Fachhochschulen. Aufgrund des Zeitausmaßes pro TeilnehmerIn stellt dieser Bereich der tertiären Bildung ein Fünftel der aller Zeiteinheiten der Politischen Bildung. Die Erwachsenenbildung erreicht zwar viele Personen, allerdings in der Regel nur für kürzere Angebote.
1200 Befragte
In dieser Studie sind erstmals Daten zum Niveau der Politischen Bildung in Salzburg zu finden. Dazu wurden 1.200 Salzburgerinnen und Salzburg befragt. Beim Niveau der politischen Bildung spiegelt sich die Bedeutung des Schulsystems wieder. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt das Ausmaß der politischen Bildung bei den Einzelnen kaum mehr zu, außer beim Sach- und Arbeitswissen. Urteils-, Handlungs- und Methodenkompetenz verändern sich kaum. Männer und Frauen erhalten in Salzburg ein vergleichbares Ausmaß an Politischer Bildung. Dennoch: Je näher ein Kompetenzbereich der realen politischen Beteiligung ist, desto deutlicher wurde der Vorsprung der Männer. MigrantInnen stellen eine heterogene Gruppe dar, die differenziert betrachtet werden muss.
Konkrete Ideen
Auf der Basis von vielen Fachgesprächen in ganz Österreich und in Bayern haben wir Vorschläge entwickelt, wie Salzburg zu einer Modellregion für Politische Bildung werden könnte.
In dieser Studie schlagen wir vor, die Politische Bildung durch ein Salzburger Forum für Politische Bildung zu koordinieren. Dieses Forum soll die Rückendeckung des Salzburger Landtages haben.
Das Forum soll durch Anreize Schwerpunkte setzen. Bei der Schwer-punktsetzung sollen zusätzliche Ressourcen so eingesetzt werden, dass diejenigen erreicht werden, bei denen Nachholbedarf an politischer Bildung besteht. Außerdem soll die politische Handlungskompetenz von Frauen eine herausragende Rolle spielen.
Inhaltlich erachten wir innovative Demokratieprojekte, den Umgang mit Medien und das Herausfordern von Verschwörungstheorien für besonders wichtig.
Es soll eine Charta für die Politische Bildung erstellen, die die Grundregeln der Politischen Bildung ausspricht.
Es soll fünfjährig die Entwicklung des Niveaus der politischen Bildung in Salzburg erheben.
Von diesem Forum aus sollen auch MultiplikatorInnen systematisch an-gesprochen werden.
Kernaufgabe ist aber das Zusammenbringen der AkteurInnen der Politischen Bildung, um Synergien freiwillig heben zu können. Auch die Abstimmung über die Region hinaus kann von hier aus erfolgen.
Daneben hat diese Studie eine Vielzahl von weiteren Ideen in ganz Österreich gesammelt, die als Fundus dienen können. Diese Sammlung gilt es weiterzuführen, Erfahrungen über diese Ideen auszutauschen und Neues hinzuzufügen.
Abschließend sei noch einmal betont, dass in Salzburg viele äußerst qualifizierte und engagierte ExpertInnen im Bereich der Politischen Bildung aktiv sind. Die vorliegende Studie möchte mit ihren Anregungen die Vernetzung zwischen diesen AkteurInnen zum gegenseitigen Nutzen und zum Nutzen einer pluralistischen, demokratischen und dialogorientierten Gesellschaft im Bundesland Salzburg verbessern.
Abgrenzungen
In diesem Projekt lag der Fokus der Analyse also auf formalisierten Bildungsangeboten von Bildungseinrichtungen (Schulen, Universitäten, Einrichtungen der Erwachsenenbildung) oder anderen überparteilichen Anbietern (Jugendorganisationen, Kulturvereinen, Kammern, Bund, Ländern, etc.), die ausdrücklich politische Strukturen, Prozesse oder Inhalte bzw. eine der Kompetenzen der Politischen Bildung adressieren (durch Schulfächer, Vorträge, Workshops, Exkursionen, Planspiele etc.). Vereinzelt werden in den folgenden Kapiteln informelle Aktivitäten beschrieben, das Hauptaugenmerk liegt aber auf den formalisierten Angeboten der explizit intendierten Politischen Bildung.
Markus Pausch, Stefan Wally, Dagmar Ziegler: Politische Bildung in Salzburg. Stand und Optionen. Gesamtbericht. Arbeitspapier 48. Salzburg 2019, 129 S.
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