„Viele in der Klimabewegung aktive Menschen unterschätzen, wie umfassend die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen sein müssen, um die Klimaerwärmung wirklich zu begrenzen.“ So Christian Zeller in seinem Buch „Revolution für das Klima“ [Hier die Rezension in pro zukunft]. Wir diskutieren mit ihm in der Reihe „Zukunftsbuch“ seine Vorschläge zur Transformation.

Ausgehend von den Szenarien des aktuellen IPCC-Berichts 2018 zum 1,5 Grad-Ziel, hält Zeller eine globale Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um 60 Prozent für nötig. 2050 müssten wir bei Null Emissionen sein, um Kippeffekte zu vermeiden. Seine zentrale These: der kapitalistische Wachstumszwang mache diesen Wandel unmöglich: „Ein grüner Kapitalismus ist ein Widerspruch in sich.“ Notwendig seien ein Um- und Rückbau der Produktion, die Orientierung an der Grundversorgung und den öffentlichen Infrastrukturen sowie geänderte Eigentumsverhältnisse. Stichworte sind „Gebrauchswerte schaffen“, „ökologische Grenzen“ und „Selbstermächtigung.“

Christian Zeller fordert einen grundlegenden Kurswechsel – eine Klima-Revolution. In seinem Buch macht der Wirtschaftsgeograph der Universität Salzburg deutlich, warum es eine Revolution für das Klima und das Leben der Menschen braucht und wie diese aussehen kann. Seine Überzeugung: Die Produktion, die Landwirtschaft, der Verkehr und das Finanzsystem sind grundlegend umzubauen. Die gesellschaftliche Infrastruktur – Gesundheit, Pflege, Sorge und Bildung – sind auszubauen. Hierfür brauche es eine gemeinsame und riesige gesellschaftliche Mobilisierung. Zeller setzt dabei auf die Kooperation der Klimabewegung mit sich neu erfindenden Gewerkschaften und politisierten Belegschaften.

Wir diskutieren mit dem Autor über seine Vorstellungen einer öko-sozialistischen Gesellschaft: was unterscheidet diese von einem „grünen Kapitalismus“? Weist sie Gemeinsamkeiten mit einer „öko-sozialen Marktwirtschaft“ bzw. einer „Gemeinwohl-Ökonomie“ auf? Was wäre bei diesem Umbau Aufgabe der Staaten, wie müssten Unternehmen neu aufgestellt werden?

Di., 20. Oktober 2020, 19.00 Uhr. Dem Vortrag von Prof. Christian Zeller folgt ein Gespräch mit Petra Nagenkögel (prolit) und Hans Holzinger (JBZ). Die Veranstaltung findet aufgrund der verschärften Corona-Situation anders als ursprüngöich geplant nur ONLINE statt. Den Link gibt es nach der Anmeldung. Eine Kooperation mit dem Fachbereich Wirtschaftsgeographie der Universität Salzburg.

Christian Zeller lehrt Wirtschaftsgeographie und Global Studies an der Universität Salzburg. Er publizierte zu global ungleicher Entwicklung, Bedeutungszunahme des Finanzkapitals, Inwertsetzung der Natur, Stadtentwicklung und Wirtschaftsdemokratie. Er setzt sich für eine transnationale ökosozialistische Bewegung von unten ein. Sein Buch „Revolution für das Klima. Warum wir eine ökosozialistische Alternative brauchen“ ist 2020 beim oekom-Verlag München erschienen (242,- S., € 22,-)


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