Warum brauchen wir neue Formen des Freiwilligenengagements und ergänzende Angebote im Bereich der Altersvorsorge? Darum ging es in einer Projekte des Wandels-Veranstaltung am 29. September 2021 über den Ansatz von „Zeitpolster“, ein vom Vorarlberger Social Entrepreneur Gernot Jochum-Müller entwickeltes Konzept nach dem Prinzip „Heute helfe ich. Morgen wird mir geholfen.“ Mit dabei waren auch Mitglieder einer ersten Zeitpolster-Gruppe in Salzburg.
Judith Schneider, Zeitpolster-Regionalkoordinatorin in Wien und Niederösterreich, informierte darüber, wie Zeitpolster-Gruppen sowie die Verrechnung der geleisteten Stunden funktionieren. Wenn man Unterstützung Suchenden hilft, bekommt man Stundenguthaben gutgeschrieben, die man später selbst in Anspruch nehmen kann. Die Unterstützten zahlen derzeit acht Euro pro Stunde, die Hälfte davon wird für Organisationsaufgaben verwendet, die anderen vier Euro wandern in einen Notfallfond, über den angesparte Stundenguthaben finanziert werden können, für die es kein passendes Angebot gibt. Da bis 2030 laut Sozialministerium in Österreich bis zu 100.000 Pflegekräfte fehlen könnten, brauche es ergänzende Angebote, so Schneider. In Zeitpolster-Gruppen zusammengeschlossene Helfende übernehmen für Unterstützung Suchende einfache Tätigkeiten wie Fahrdienste und Begleitung, administrative Hilfe, Hilfe in Haus und Garten oder Kinderbetreuungsaufgaben. Möglich sei auch, Freiräume für pflegende Angehörige zu schaffen. Nicht Aufgabe von Helfenden sei es, Reinigungsdienste auszuführen, nicht erlaubt sind auch Tätigkeiten, die professionelle Pflege erfordern.
Bisher gibt es Zeitpolster-Gruppen in Vorarlberg, Tirol, Steiermark, Wien und Niederösterreich sowie in der Schweiz und Liechtenstein. Wolfgang Schick, Salzburger Zeitpolster-Botschafter, informierte über den geplanten Aufbau von Teams auch in Salzburg. Man sei dabei, mit Unterstützung des Landes Salzburg eine Person anzustellen, die die Koordination von Aktivitäten im Bundesland übernehmen soll. Angesprochen werden Sozialvereine, Gemeinden, Pfarrgemeinderäte und andere interessierte Gruppen.
Die Corona-Pandemie hat den Aufbau von Zeitpolster in Salzburg etwas verzögert, doch eine Gruppe ist bereits seit 2019 aktiv. Die beiden Vertreterinnen dieser Gruppe berichteten, wie bei ihnen das System funktioniert und wie sie Helfende und Hilfesuchende verbinden. Mehr über Zeitpolster gibt es auf der informativen Homepage.