Seit 1. Jänner 2022 ist Waltraud Langer Landesdirektorin des ORF Salzburg – als erste Frau und erste Salzburgerin. Am 14. März 2022 war sie zu Gast in der 177. JBZ-Montagsrunde. Das Thema: „Wohin geht der ORF?“ Ein Gespräch mit Waltraud Langer ist auf JBZ TV verfügbar. Hier ein kurzer Bericht von der Veranstaltung.
Eine noch stärkere Regionalisierung und das Zugehen auf die Menschen sowie deren Fragen und Anliegen nannte Langer als einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit für die nächste Zeit. Geplant sind Gespräche in allen Bezirken. Zudem wird es Aktivitäten zum Thema Ernährung sowie zum 50-jährigen Bestehen des von Gustav Peichl entworfenen Designs der Salzburger ORF-Zentrale geben. Da sich die Mediennutzungsgewohnheiten verändert und um insbesondere auch die junge Generation anzusprechen, soll der Social-Media-Bereich ausgeweitet werden. Als Beispiel nannte Langer neben einem Facebook- und Twitter-Account die neue App zur ORF TVHEK, über die alle Sendungen auch via Smartphone leicht zugänglich gemacht wurden.
Wie ihre Vorgänger betonte Langer die Notwendigkeit eines öffentlichen Radio- und Fernsehunternehmens, das zu ausgewogener Berichterstattung verpflichtet ist. Würde es die ORF-Gebühren nicht geben, wäre der ORF unmittelbar von der Politik bzw. dem Finanzministerium abhängig, was problematisch sei. Nachdenken müsse man auch über die finanzielle Beteiligung jener, die derzeit die Programme des ORF via Internet kostenlos konsumieren. Dies sei gegenüber den jenen, die Gebühren zahlen, nicht fair. Zudem müsse die gesetzliche Bestimmung, dass Sendungen nur sieben Tage im digitalen Archiv bleiben dürfen, überdacht werden.
In der anregenden Diskussion mit den Besuchern und Besucherinnen – viele davon interessierte Ö1-Hörende und Zeit im Bild-Seher:innen – ging es um Fragen wie eine ausgewogene Berichterstattung, die permanente Beschleunigung des Medien- und Nachrichtenwesens und die damit verbundene Verkürzung der Recherchezeiten oder die Balance zwischen Unterhaltungs- und Themenprogrammen. Aber auch Aspekte wie die politische Einflussnahme auf den ORF durch den Stiftungsrat wurden von Besuchern aufgeworfen hat. Deutlich wurde, dass die Notwendigkeit eines öffentlichen, aus Gebühren finanzierten Rundfunks und Fernsehens gerade in Zeiten einer zunehmenden Kommerzialisierung des Mediensektors aktueller den je ist.
Ihr erstes Interview für den ORF habe sie mit Robert Jungk am Rande einer Veranstaltung im Pinzgauer Kammerlanderstall in den 1990er-Jahren zum Thema Europäische Union geführt. Jungk sei ihr als ein sehr angenehmer Interviewpartner in Erinnerung geblieben, so Langer. Ein Kompliment, dass der Berichterstatter gerne auch an unsere Gesprächspartnerin weitergibt.
Bericht: Hans Holzinger. Foto: Carmen Bayer
Über Waltraud Langer:
Waltraud Langer wurde 1961 in Mittersill geboren, sie maturierte in Salzburg und schloss ihr Studium an der Wiener Universität in Volkswirtschaft ab. In Auslandsaufenthalten machte sie sich in Englisch und Französisch europareif, volontierte bei den „Salzburger Nachrichten“ und bei „profil“, absolvierte einen einjährigen Hochschulkurs für Wirtschaftsjournalistik und startete 1988 in der ORF-Hörfunk Innenpolitik.
Von 1992 bis 1994, also zur entscheidenden Zeit der österreichischen Beitrittsverhandlungen, machte sie als ORF-Auslandskorrespondentin durch ihre Berichterstattung aus Brüssel auf sich aufmerksam. Seit ihrer Rückkehr nach Wien war sie Mitglied der Wirtschaftsredaktion mit Beiträgen für die „ZiB“ und das Wirtschaftsmagazin „Euro Austria“, Schwerpunkt: Europäische Union, Währungsunion.
Eine Reihe einschlägiger Veröffentlichungen krönte Waltraud Langer mit dem schon in mehreren Auflagen erschienenen Sachbuch „Vom Schilling zum Euro“. Für diesen Ratgeber gewann Langer 1998 den René-Marcic-Preis. Weiters wurde sie mit dem den Horst-Knapp-Preis ausgezeichnet und war „Wirtschaftsjournalistin des Jahres 2006“.
Ab 2000 war Waltraud Langer als Moderatorin und Gestalterin der Börse-Nachrichten in der „ZiB“ um 13.00 Uhr tätig. 2001 wurde sie zur Ressortleiterin des Wirtschaftsressorts in der „ZiB 1“ bestellt, im Juni 2002 für alle „ZiB“-Ausgaben. Seit 2003 ergänzte sie den ORF-Journalisten-Pool bei der ORF-„Pressestunde“ und von Mai 2005 bis März 2007 moderierte sie zudem die Diskussionssendung „Offen gesagt“.
Im Frühjahr 2007 wurde sie Infochefin von ORF eins und stellvertretende Chefredakteurin der TV-Information. Seit Sommer 2010 ist sie Chefredakteurin der TV-Hauptabteilung Magazine und Servicesendungen. Seit 2022 ist sie Landesdirektorin des ORF Salzburg.
Foto: ORF/Zach-Kiesling