Georg Gruber leitet das Jugendzentrum IGLU und organisiert dort Unterricht für junge Flüchtlinge im Rahmen eines ESF Projektes mit der Volkshochschule und dem SOS ClearingHouse. Für die Robert-Jungk-Stiftung hat er nun in qualitati-ven Interviews erhoben, welche Zukunftsvorstellungen diese Jugendlichen ha-ben. Er fand bemerkenswert konservative Vorstellungen von einem guten Leben. „Bodenständiger als viele Österreicher,“ meint Georg Gruber.

In öffentlichen Gesprächen werden Asylwerber/innen oft auf ihren Wunsch re-duziert, nach Österreich einzuwandern reduziert. Tatsächlich ist nicht die Ein-wanderung an sich das Ziel, sondern es dominiert der Traum von einem be-stimmten Leben. Und das unabhängig davon, ob die Asylwerber/innen als sol-che in der Folge anerkannt werden oder nicht.

Die Wünsche für die Zukunft könnte man eigentlich als recht bodenständig be-zeichnen: Die Jugendlichen möchten eine ordentliche Schulausbildung, möch-ten einen Beruf ausüben, der ihnen Spaß macht, Wohnraum schaffen und eine Familie mit einem/einer Lebenspartner/in ihrer Wahl gründen.

„Das heißt, dass die Wünsche von einheimischen Jugendlichen und die von – in unserem Fall – Flüchtlingen recht nah zusammen liegen. Insofern würden sie sich wohl auch recht schnell mit den Normen und Werten unserer Gesellschaft anfreunden und identifizieren können,“ meint Gruber.

Im Zeitraum von August bis September 2010 wurden mit Teilnehmer/innen des Projektes MINERVA – zum Teil minderjährige unbegleitete Flüchtlinge –qualitative Interviews durchgeführt, um ihre Zukunftsvorstellungen zu erheben. Das Projekt MINERVA – gefördert mit Mitteln aus dem Europäischen Sozial-fonds (ESF) – hat als Zielgruppe jugendliche Flüchtlinge und junge erwachsene Flüchtlinge, die bisher keine oder nur geringe Bildung genossen haben – bzw. deren schulische Ausbildung aufgrund fehlender Nostrifizierung in Österreich nicht anerkannt ist. Das Ziel der Maßnahme ist die Vorbereitung auf den außer-schulischen Hauptschulabschluss während der Wartezeit auf den Ausgang des Asylverfahrens.

Georg Gruber hat den Text „Zukunftsvorstellungen jugendlicher Asylwer-ber/innen“ für die Reihe der Arbeitspapiere der Robert-Jungk-Stiftung und der Salzburger Zukunftsdialoge erarbeitet. In der Reihe werden Arbeiten von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftern veröffentlicht, die sich mit Salzburg beschäftigen.

Georg Gruber: Zukunftsvorstellungen jugendlicher Asylwerber. JBZ-Arbeitspapier 4. Salzburg 2011, 23 S.
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