Fünf Forschende der Universität Salzburg gaben am 6. November 2017 bei der Veranstaltung „Together 2050“ in der Robert-Jungk-Bibliothek Einblick in Forschungsprojekte im Kontext des Klimawandels.

Klimakoordinator des Landes Gunter Sperka

Mit dem Masterplan Klima+Energie 2050 hat sich das Land Salzburg große Ziele für den Klimaschutz gesetzt. Um diese zu erreichen, wurden Klimapartnerschaften mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingegangen, so Gunter Sperka, Klimakoordinator des Landes, in der Begrüßung. Die Universität Salzburg und die Robert-Jungk-Bibliothek sind solche „Klimapartner“ und richteten in diesem Rahmen die Veranstaltung aus.

Isabelle Uhl, Universität Salzburg

Isabell Uhl von der Universität Salzburg erläuterte zunächst das Netzwerk CSRN+ (Climate Change and Sustainability Research Network PLUS) in dem an die 50 Forschungsprojekte eingebunden sind. Mensch und Umwelt gelten als Fokus, beteiligt sind daher Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Ziel sei die Vernetzung und Nutzung von Synergien innerhalb der Universität zu fördern, aber auch den Dialog mit der Öffentlichkeit zu forcieren. Foliendownload

Organisatorin Dagmar Baumgartner, JBZ

In der Folge wurden fünf Forschungsprojekte vorgestellt – und zwar auf originelle Weise nach der Pecha Kucha-Methode, moderiert von Dagmar Baumgartner von der Jungk-BIbliothek. Alle Referierende konnten anhand von 20 Folien, die jeweils 20 Sekunden eingeblendet waren, ihre Arbeit präsentieren. In einem anschließenden Worldcafe diskutierten die Teilnehmenden zur Frage, wie Forschung und Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft (noch besser) in Dialog treten können und was sie von einander erwarten.

Gratulation an Dagmar Baumgartner, die die gelungene Veranstaltung gemeinsam mit Isabella Uhl der Universität Salzburg und Peter Waltl von der Umweltabteilung des Landes organisiert hat und durch den Abend leitete.

Großes Interesse an der Veranstaltung Together 2050 in der Robert-Jungk-BIbliothek

Folgende Forschungsprojekte wurden an diesem Abend kurz dargestellt:

Klimawandel, Migration und Konflikt

Politikwissenschaftlerin Gabriele Spilker

Extreme Wetterereignisse haben häufig zur Folge, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Weltweit, so Schätzungen, mussten zwischen 2008 und 2014 jährlich rund 22,5 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen (Norwegian Refugee Council 2015). Heruntergebrochen bedeutet diese Zahl ca. 62 000 Menschen pro Tag und der größte Teil dieser Migrationsbewegungen vollzieht sich innerhalb von Entwicklungsländern mit zumeist schwachen politischen Institutionen. Wenn nun aber größere Ströme von MigrantInnen sich innerhalb ihrer jeweiligen Länder eine neue Heimat suchen müssen, bedeutet dies für den neuen Heimatort große Herausforderungen: diese Menschen benötigen neue Unterkünfte und Arbeit, Kinder müssen in die Schule, die Trinkwasser-, Lebensmittel- und Abwasserversorgung muss auf diese neuen Dimensionen angepasst werden etc. Und dies alles in einem Kontext, in dem häufig sowohl materielle als auch finanzielle Ressourcen knapp sind und politische Institutionen häufig nicht besonders gut funktionieren. Es ist daher zu erwarten, dass diese Umstände ein idealer Nährboden für mögliche Konflikte sein könnte. Die Politikwissenschaftlerin Gabriele Spilker schilderte ein Forschungsprojekt unter Beteiligung der Universität Salzburg, in dem das Fluchtverhalten von Betroffenen eruiert und der potentielle Einfluss klimabedingter Migration auf die Wahrscheinlichkeit von Konflikten in Entwicklungsländern dargelegt wird. Ein aufschlussreiches Ergebnis: Während bei akuten Umweltkatastrophen Menschen fliehen, versuchen sie bei schleichenden Umweltveränderungen die Flucht durch Anpassungsmaßnahmen so lange und gut als möglich als möglich zu vermeiden. Solche Anpassungsmaßnahmen international zu unterstützen, sei daher eine wichtige Aufgabe. Meist blicke die Öffentlichkeit aber nur auf die Großkatastrophen, so Spilker.

Geoinformatiker Stefan Kienberger

Das Kartieren des Unsichtbaren von globalen Herausforderungen

Klimawandel, Katastrophen und die Suche nach einer nachhaltigen, ‚guten‘ Entwicklung sind lokale sowie globale Herausforderungen. Entscheidungsträger sind mit der Frage konfrontiert – was mache ich wo und wann,  und wie. Und dies, in einem komplexen, vielschichtigen oft schwer greifbaren Themenkomplex. Der Geoinformatiker Stefan Kienberger  zeigte an Beispielen auf, wie das ‚Sichtbarmachen‘ mit Hilfe von räumlichen Informationen Entscheidungen im Kontext von Klimawandelanpassung und des Katastrophenrisikomanagements unterstützen kann. Reflektiert werden Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Entscheidungsträger und ‚Praktiker‘ auf UN sowie lokaler Ebene, und welchen Beitrag angewandte Forschung leisten kann. Erstellt werden etwa Risikokarten, die helfen können, die „richtigen Fragen zu stellen“, um dann auch die richtigen Antworten zu finden. Um für Themen wie den Klimawandel zu sensibilisieren, setzte Kienberger auch auf künstlerische Darstellungsformen, da „Kunst Menschen berührt“.

Zellbiologin Ursula Eisendle

Süßwasserlebensformen im Dienste des Umweltschutzes

Teile des Wasserkreislaufes sind nicht nur für den Menschen wichtige Trink- und Brauchwasserressourcen, sondern auch wichtige Lebensräume für unterschiedlichste Lebensformen, deren komplexes Wirkungsgefüge wiederum sogenannten Ökosystemdienste (u.a. Bereitstellen von sauberem Wasser) leistet. Jedoch werden nur einige wenige dieser Lebensformen, und ihre Anpassung an unterschiedliche Bedingungen, für eine Bewertung im Sinne des Umweltschutz genutzt und z.B. in den EU-Wasserrahmenrichtlinien rechtlich verankert. Lücken in der Bewertung betreffen für den Menschen wichtige Ressourcen, aber auch viele Lebensformen wie zum Beispiel Grundwasser, Gletscherbäche und Fadenwürmer als Teil der Meiofauna. Die Zellbiologin Ursula Eisendle erläuterte wie moderne Bewertungsansätze (molekularbiologische Methoden; z.B. COST Programmes „DNAquanet“) helfen können, die Auswirkungen nahezu unzähliger Beeinträchtigungen des Lebensraumes „Süßwasser“ und somit auch der Ressource „Wasser“ für den Menschen, umfassender bewerten und damit auch besser verstehen zu können.

Ökologe Robert Jungker

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme

2016 war global gesehen das wärmste Jahr, das seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurde. Damit war das vergangene Jahr der vorläufige Höhepunkt des voranschreitenden Klimawandels, der sich negativ auf die Biodiversität und Ökosystemprozesse auswirkt. Experimentelle und beobachtende Studien zeigen wie sich Pflanzenarten und –gemeinschaften durch den Klimawandel ändern und diese Erkenntnisse können wertvolle Hinweise für die Planung von Schutzmaßnahmen leisten. Trotz großer Sorgfalt in der Planung und Durchführung der Studien, gibt es jedoch einige methodische und umweltbedingte Unsicherheiten in den Vorhersagen zu klimabedingten Änderungen in Ökosystemen. Der Ökologe Robert R. Junker stellte die Stärken und Limitierungen von einigen Ansätzen zur Diskussion und er zeigte, welche Faktoren stärker in Vorhersagen einbezogen werden sollten, um die Verwundbarkeit von Ökosystemen besser zu verstehen. So spiele bei der Höhenwanderung von Pflanzen aufgrund der Erwärmung im Gebirge neben den allgemeinen Temperaturerhöhungen auch das Mikroklima eine wichtige Rolle. Dieses wird etwa durch die Exposition wie Hanglage u. ä. beeinflusst.

Sozialwissenschaftlerin Cornelia Hahn

Voller Kleiderschrank, aber nichts zum Anziehen? 

Obwohl die ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Probleme eines hohen Bekleidungskonsums vielen gut bekannt sind, steigen dessen Zahlen (Fast Fashion) und auch die Alternativen wie Ökotextilien, Recycling, Second Hand oder Tauschbörsen haben sich noch nicht umfangreich durchgesetzt.  Die Soziologin Kornelia Hahn  beschreitet mit ihren Forschungen in dieser Situationen einen neuen Weg: Untersucht wird nicht die Bedeutung von Mode und Bekleidung, wie es bisher üblich war, sondern die Frage: Was geht beim „Shopping“ eigentlich vor? Der Kauf von Bekleidung steht dabei als eigenständige Handlung – es wird nicht selbstverständlich davon ausgegangen, dass diese Bekleidung auch tatsächlich nach dem Kauf am Körper getragen wird. Das oft gehörte Wort „Voller Kleiderschrank, aber nichts zum Anziehen“ dient dem Forschungsteam als Vorlage dafür, auszuloten, wie das Problem des Überschusskaufs effektiver als bisher gelöst werden kann. Ein Ansatz dafür wären Kleider, die tatsächlich passen, lange halten und fair produziert sind.

Rege Diskussionen in den Worldcafes und Präsentation deren Ergebnisse durch Studierende