Im 7. Modul des Lehrgangs „Wirtschaft verstehen – Wirtschaft gestalten“ ging es um das Für und Wider von Wirtschaftswachstum. Hans Holzinger beleuchtete gängige Argumente, die für weiteres Wirtschaftswachstum ins Treffen geführt werden, und gab alternative Antworten. Lebensqualität und Erwerbsarbeit würden neu definiert, öffentliche Leistungen ausgebaut und anders finanziert, Umwelt- und Klimaschutz durch andere Konsummuster erreicht. Die Redimensionierung der Finanzgewinne und Renditeerwartungen würde zudem Unternehmen vom Wachstumsdruck befreien.

Das Ziel von Wirtschaft sei laut Lehrbüchern die Versorgung der Menschen mit den für das Leben notwendigen Gütern und Dienstleistungen, doch  – anders als in den früheren, lokal verankerten Marktwirtschaften – gehe es im modernen Kapitalismus vornehmlich um die Konkurrenz von Unternehmen, die permanent dazu angehalten sind, neue Absatzmärkte zu lukrieren, so Holzinger einleitend. Wir leben somit nicht in bedarfsorientierten, sondern in „Bedürfnisse generierenden Wirtschaften“. Auch die Staaten seien auf wachsende Ökonomien angewiesen, um genügend Steuereinahmen zu erhalten. In hochgradig arbeitsteiligen Wirtschaften sei auch die Abhängigkeit und Vernetztheit hoch.

Doch Wirtschaftswachstum stößt an Grenzen: nicht nur an ökologische Grenzen aufgrund limitierter Naturressourcen, sondern auch an ökonomische, da exponentielles Wachstum auf die Dauer unmöglich sein. Das Ziel müsse in Wirtschaften mit bereits hoher Wertschöpfung sein, Pfade in Richtung Wachstumsbegrenzung einzuschlagen, so Holzinger. Als zentrale Zukunftswege nannte er eine bessere Verteilung des Erwirtschafteten durch geringere Einkommens- und Vermögensspreizungen, neue Arbeitszeitmodelle sowie eine neue Steuerbasis, die Vermögen und  Umweltverbrauch höher besteuert. Eine „Vermögensbremse“ und die Gesundschrumpfung der Finanzmärkte würde Unternehmen vom Wachstums- und Renditedruck befreien, wenn nicht mehr als selbstverständlich genommen wird, dass die zunehmende Vermögenskonzentration den Wohlstand auffrisst. Nicht zuletzt konnten Ansätze einer erweiterten, über das Bruttoinlandsprodukt hinausgehende Wohlstandsmessung, besprochen werden. Mehr dazu siehe die JBZ-Publikation „Wie wirtschften?“.

Eine zu Beginn des Workshops durchgeführte Meinungserhebung mittels Positionslinie (s. Bild) ergab, dass von Teilnehmenden Wirtschaftswachstum für Länder mit niedrigem BIP mehrheitlich für sinnvoll, für Länder mit bereits hoher Wertschöpfung jedoch als nicht mehr sinnvoll und auch nicht mehr möglich wahrgenommen wurden.

Im letzten Modul des gemeinsam mit Gemeindeentwicklung Salzburg, attac und AK Salzburg durchgeführten Lehrgangs geht es um Ernährungssouveränität (29.11.2018, 18-21 Uhr in der JBZ).