Am 4. Juni 2019 lud die JBZ zu einem Runden Tisch mit lokalen ExpertInnen zum Thema „Energiewende & Bürgerbeteiligung“. An die 20 Interessierte waren der Einladung gefolgt – eine Gruppengröße, die es ermöglichte, gut miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ziel war es, über Gelingensfaktoren und Hürden für Bürgerbeteiligung beim notwendigen Umstieg auf erneuerbare Energieträger sowie bei der Reduzierung des Energieverbrauchs in Dialog zu treten. Gesprochen wurde insbesondere über den Energieverbrauch der Haushalte.

Drei Ebenen der Bürgerbeteiligung kristallisierten sich heraus: Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung auf kommunaler Ebene, Beteiligung von BürgerInnen an neuen Energieprojekten sowie Einbindung der Bewohner und Bewohnerinnen bei der thermischen Sanierungen von Wohnanlagen.

DI Hans Werner Janka, e5-Teamleiter in Köstendorf, berichtete über die Aktivitäten in seiner Gemeinde zur Sensibilisierung der Bevölkerung für Klimaschutz und Energiefragen. Er betonte die Einbindung der Vereine, der Jugend sowie der Schulen etwa über eine „Klimaladen“-Ausstellung. An der HAK Neumarkt wurden Maturaarbeiten in Kooperation mit der e5-Gemeinde zu Energiefragen erstellt. Janke betonte die Vorreiterrolle der Kommune und die frühzeitige Einbindung der Bevölkerung in Projekte und Entscheidungsprozesse, u.a. in Lokalen Agenda 21-Projekten. Wichtig sei auch die Kooperation mit den Nachbargemeinden, mit der Region und darüber hinaus.

Heidi Rest-Hinterseer stellte die Ökostrombörse vor, die BürgerInnen und Gemeinden in der Umsetzung von Erneuerbaren Energieprojekten berät. Ökostrom-Gemeinden und Haushalte, die bereit sind, für Ökostrom etwas mehr zu zahlen, werden eingeladen, sich an der Ökostrombörse zu beteiligen. Im Projekt Klima.Cent wird die Beteiligung von BürgerInnen an Anlagen für Erneuerbare Energie unterstützt. Mit dem Unternehmen EZA in Köstendorf wurde eine Initiative gestartet, in der sich Interessierte an der Finanzierung einer Photovoltaikanlage beteiligen können.

Ing. Norbert Dorfinger von der Salzburg AG berichtete von einem neuen Angebot seines Unternehmens, das es Haushalten nun ermöglicht, den produzierten Strom selbst zu nutzen und nur Überschüsse ins Netz einzuspeisen, was Kostenvorteile bringe. Zudem plädierte Dorfinger für den Einsatz von Wärmepumpen für das Heizen als Alternative zu Erdöl und Erdgas.

DI Franz Mair von der Abteilung Energiewirtschaft und -beratung des Landes Salzburg verwies auf die EU-Gebäuderichtlinie, gemäß dem Niedriegstenergiehäuser (das sind Bauten deren Energiebedarf fast Null (near Zero) ist bzw. der verbleibende Energiebedarf mit erneuerbaren Energiequellen am Standort oder in der Nähe gedeckt wird) zum Standard werden müssen. Er plädierte für verbindliche Regelungen in allen relevanten Bereichen, um die globalen Klimaziele sowie jene der Energie- und Klimastrategie 2050 des Landes zu erreichen. Den verpflichtenden Energieausweis für Gebäude nannte Mair als Beispiel dafür, dass Neuerungen durchaus zur Selbstverständlichkeit werden können.

In der Diskussion mit den Teilnehmenden wurden u. a. Änderungen im Mietrecht, die thermische Sanierungen sowie Solaranlagen in Wohngebäuden erleichtern sollen, sowie generell eine stärkere Sanierung von Altbauten angesprochen. Zudem soll der Erfahrungstausch und das Von- und Miteinander-Lernen in neuen Projekten forciert werden.

Mehr Anstrengungen im Bereich Altbautensanierung, das Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz, eine Raumordnung der kurzen Wege (Stichwort „Mobilitätssparhäuser“) sowie die dezentrale Erzeugung von Energie (Stichwort „Energiedemokratie“) wurden als zentrale Zukunftsaufgaben benannt. Die notwendigen Veränderungen müssten jedoch in Zukunft schneller umgesetzt werden – denn wir haben keinen Planeten B.

Die von Birgit Bahtic-Kunrath und Hans Holzinger von der JBZ moderierte Veranstaltung wurde gefördert aus Mitteln der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung und war Teil der Österreichischen Aktionstage Nachhaltigkeit.

Bericht: Hans Holzinger/Birgit Bahtic-Kunrath, Foto: Reinhard Geiger