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Verkehr zählt zu den heißen Themen derzeit in Salzburg. Dementsprechend groß war das Interesse an der gestrigen Veranstaltung „Verkehrswende für Salzburg“. In der JBZ-Reihe „Projekte des Wandels“ wurden die verkehrspolitischen Initiativen „fairkehr“, „Radlobby Salzburg“ und „Forum Mobil“ vorgestellt.

42 Prozent Radpotenzial in Salzburg

Der Architekt Robert Krasser hat gemeinsam mit der Radlobby Salzburg Anregungen für das neue Radwegekonzept der Stadt Salzburg erarbeitet, die er vor kurzem gemeinsam mit dem Sprecher der Radlobby, Fidelius Krammel,  Stadträtin Barbara Unterkofler vorgestellt hat. Seine Bilanz zeigt, was wir täglich in Salzburgs Straßen wahrnehmen, nämlich, dass es bisher trotz hehrer Ziele nicht gelungen, den Autoverkehrs zu bremsen: 1994 betrug der Anteil des KFZ-Verkehrs an den insgesamt zurückgelegten Wegen 45 Prozent, 2007 waren es 46 Prozent. Im Räumlichen Entwicklungskonzept der Stadt war eine Reduktion auf 35 Prozent vorgesehen. Und heute stehen wir bei 52 Prozent Anteil jener Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden. In seinem Impulsstatement zeigte Krasser an Beispielen wie Amsterdam oder Kopenhagen, wie eine ambitionierte Förderung des Radverkehrs machbar ist. Die Devise lautet: Genug Platz für Radfahrende, durchgehende kreuzungsfreie Fahrrouten, genügend Abstellplätze. Der Radanteil der Stadt Salzburg liegt derzeit bei 20 Prozent, das Potenzial liege aber bei über 40 Prozent. Notwendig sei ein konstruktives Lobbying und der Einsatz für eine bessere Datenlage. So war“Nicht Imagekampagnen, sondern eine attraktive Infrastruktur bringt Menschen dazu, auf das Rad umzusteigen“, so Krasser. Und Investitionen in den Radverkehr hätten das größte Wirkungspotential.  Seine anschaulichen Bilder von Beispielen, wie es gehen könnte, können hier angesehen werden. Download Folien

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Fang Liang He vom Verein „fairkehr“ schilderte Beispiele, wie die Gruppe mit kreativen Aktionen auf eine andere Mobilität hinweist. In „fairkehrten Festen“ werden Straßenzüge für einen oder mehrere Tage zu Grünzonen mit Naturrasen umgebaut, mit „PARKing Days“ wird darauf aufmerksam gemacht, dass öffentlicher Raum auch anders als für Autoparkplätze genutzt werden kann. Und mit einem Wohnungsumzug bewerkstelligt allein mit Lastenrädern wurde gezeigt, was sich mit Fahrrädern alles transportieren lässt. He betonte, dass es wichtig sei zu fragen, wie ein modernes, urbanes Leben der Zukunft mit einer anderen Mobilität aussehen könnte und zu zeigen, welche Vorteile diese für die Menschen, aber auch für die Wirtschaft haben kann.

Monitoring für Verlehrspolitik

Peter Haibach, Sprecher der Plattform der Verkehrsinitiativen, informierte über das neugestaltete „Forum mobil“, das die Zeitschrift „Regionale Schienen“ abgelöst hat und nun auch stark im Internet vertreten ist. Auf der Homepage werden etwa Good und Bad News zur Verkehrssituation in Salzburg veröffentlicht. Die Bürger und Bürgerinnen sind aufgefordert, Infos und Fotos einzusenden. Haibach zeigte etwa ein aktuelles Bild von nicht von Schnee geräumten Radwegen in der Stadt Salzburg. In einem Monitoring werden verkehrspolitische Versprechen der Stadt sowie des Landes aufgelistet, nach ihrer Wirksamkeit bewertet und auf deren Realisierung geprüft. Lediglich 5 Prozent der aufgelisteten Versprechen sind bisher umgesetzt, so ist der Homepage zu entnehmen. Haibach betonte die Notwendigkeit des Dialogs mit der Politik ebenso wie mit der Wirtschaft. Das „Forum mobil“ möchte dazu beitragen. Mit Lukas Uitz nd Dario Hornsteiner wurden zwei junge Redakteure gewonnen, die das „Forum Mobil“ betreuen.

Die anschließende Diskussion erfolgte mit einem fachlich versierten Teilnehmendenkreis – unter den Besuchern waren ExpertInnen der Verkehrsplanung, Engagierte in Initiativen für die Stadtregionalbahn oder gegen die Mönchsberggarage sowie mit Angela Lindner und Josef Scheinast (Landtag), Bernhard Carl (Gemeinderat) und Heidi Reiter (Bundesrat) auch Vertreterinnen der Politik. Es wurden Aspekte wie die richtige Kommunikation neuer Maßnahmen, der fehlende Mut oder Wille der Politik, in noch bessere Infrastrukturen zu investieren (Stadtbusse, Taktzeiten, Radwege), das entsprechende Lobbying für eine andere Mobilität, der Umgang mit der „Notwendigkeit des Autos“ oder auch die mangelnde Bereitschaft vieler Autofahrerinnen zum „Umstieg“ angesprochen. Der Tenor dabei: nicht Appelle zur Verhaltensänderung, sondern Umbau der Infrastrukturen derart, dass der Umstieg auf umweltschonende Alternativen aus praktischen Gründen attraktiv wird. Denn: Keiner will den Klimawandel, aber solange das Auto bequemer ist, steigt man eben doch ein.

Hans Holzinger